Ich hatte eigentlich nie vor, eine Band zu gründenArtistin

Das Großmütterchen Hatz Salon Orkestar, ein zufälliges Erfolgsprodukt

Seit sechs Jahren belebt Franziska Hatz, Akkordeonistin und Sängerin aus der Steiermark, mit ihrer Band «Großmütterchen Hatz Salon Orkestar» nicht nur die Wiener Weltmusik-Szene. Auf dem aktuellen Album «Terry Goes Around» verbindet das «GMHO» über Stilgrenzen hinweg leicht und locker Klezmer- und Balkanmusik mit Einflüssen aus Jazz, Klassik und traditioneller Volksmusik. Gerade wurde die Band für den «Austrian World Music Award» nominiert. Im Interview mit Robert Fischer erzählt Franziska Hatz vom ersten Konzert im «Café Carina» und wie es dazu kommt, dass das «GMHO» heutzutage manchmal sogar als «Big Band» auftritt.

Foto: GMHO

Wie kam es zur Gründung des «Großmütterchen Hatz Salon Orkestars»?

Franziska Hatz: Das war ein Zufall. Ich hatte nie vor, eine Band zu gründen. (schmunzelt) Ich habe einfach wieder mal Akkordeon geübt, dann hat Richie Winkler, unser Saxophonist und mein Mann, das gehört und gleich mitgespielt. Wir sind spontan von einer Freundin zu der Geburtstagsfeier Ihres Bruders gebucht worden. Ein befreundeter Percussionist hat sich auch gleich bereit erklärt, da mitzuspielen. Bei diesem Konzert sind wir dann gleich wieder gebucht worden, und so hat sich das sehr gut ergeben.

Wie ging es dann weiter?

Einer aus der Band ist weggezogen, und ich dachte mir: Schade, dass das schon wieder das Ende der Gruppe ist! Doch dann hat mich der Bratschist Simon Schellnegger, den ich schon vom gemeinsamen Musizieren mit Jugend-Chören kannte, angerufen und gefragt, ob ich gerne als Geburtstags-Band für die Mutter eines Schlagzeuger-Freundes auftreten möchte. Julian Pieber, der Drummer, und er würden bei dieser Gelegenheit auch mitspielen. Bei den Proben für diesen Auftritt haben wir uns gleich so gut verstanden, dass wir auch noch einen Gig im «Café Carina» angehängt haben.

War das dann euer erstes offizielles Konzert?

Ja, das war am 28. April 2010, und wir haben dort am selben Abend gleich sechs (!) Folge-Aufträge bekommen. Das war einfach unfassbar.

Stimmt es, dass du schon mit sechs Jahren angefangen hast, Akkordeon zu spielen?

Ja. Wobei ich aber nicht durchgehend gespielt habe und eigentlich nie richtig Akkordeon-Unterricht hatte. De facto bin ich Autodidaktin. Meine Schwester hat mit dem Akkordeon als Instrument maturiert, und eigentlich habe ich von ihr mehr gelernt als von meiner ersten Lehrerin. Das war eine protestantische Organistin, die, als ich mit dem Unterricht bei ihr startete, schon an die achtzig Jahre alt war. Ich bin gerne zu ihr gegangen, aber weniger wegen dem Unterricht, sondern weil sie so eine schöne Altbauwohnung hatte. Aber immerhin habe ich Notenlesen von ihr gelernt!

Neben der Quartett-Besetzung ist GMHO manchmal aber auch in größerer Formation unterwegs.

Wir vier sind die Grundbesetzung des GMHO, zusätzlich gibt’s dann auch noch die Großbesetzung mit 12 Musikern. Das ist dann eher so eine Art Big Band, wo natürlich auch eine fette Bläser-Sektion dazugehört. Das ist vom Sound her jazziger als das reguläre Repertoire. In dieser großen Besetzung werden wir das nächste Mal beim Neujahrs-Konzert in der Sargfabrik auftreten und für Mai 2016 ist ebenfalls ein Gig in «Big Band»-Besetzung im Wiener Konzerthaus geplant.

Eure aktuelle CD «Terry Goes Around» wurde von Kritiker_innen hoch gelobt. Auch sonst erlebt die Weltmusik-Szene in Wien aktuell einen kleinen Boom. Erlebst du das auch so?

Ich finde schon, dass diese Musik durch Festivals wie das «Akkordeon-» oder das «Klezmore»-Festival immer mehr Zulauf hat bzw. sich die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr steigern. Ich glaube, dass die Leute es wieder mehr genießen, «echte», «von Hand gemachte» Musik zu hören. Da kann auch durchaus auch etwas Elektronik dabei sein, aber ohne irgendwelche Playbacks oder andere extern eingespielte Sachen.

Wie kam es zu eurem Bandnamen?

Wir waren einmal für eine Buchpräsentation im «Café Korb» als musikalische Begleitung engagiert. Ich hatte da ein russisches Kleid an, so ein Kleid wie bei einer «Babuschka»-Puppe, und da meinte unser Percussionist, ich schau aus wie das «Großmütterchen Hatz». Als wir die Band dann mit Simon und Julian vergrößert haben, wurden wir das «Großmütterchen Hatz Salon Orkestar». Und nachdem mir meine Oma die Leidenschaft für die Musik vererbt hat, verbinde ich mit diesem Bandnamen auch was sehr Positives!

www.gmhorkestar.at

Live:

Klezmore-Festival am 9. 11., Bratislava, Stadttheater

Austrian World Music Award: 4. 12., Wien, Porgy & Bess