Augustin 276 - 06/2010

Alles wird teurer. Bloß der Augustin nicht?

Kolleginnen, die an den jüngsten internationalen Straßenzeitungstreffen teilnahmen, waren nicht wenig überrascht, als sie als Vertreterinnen eines in mehrfacher Hinsicht «modellhaften» Mediums dieses Typs begrüßt wurden. Die Aufmerksamkeit der KollegInnen aus aller Welt galt der Auflagenhöhe und der unüblich differenzierten Zusammensetzung der VerkäuferInnen. Mehr noch galt sie der Organisationskultur des Projekts Augustin: 15 Jahre lang «cheflos zu arbeiten und dabei erfolgreich zu sein «wie schafft ihr das?».Das Plenum der versammelten MitarbeiterInnen aus den Bereichen Medienarbeit sowie Sozialarbeit und Vertrieb als Ort der letzten Entscheidung, die noch dazu in den meisten Fällen eine konsensuale ist das alles klingt für manche als Achtundsechziger-Marotte, für manche als ökonomisch uneffektiv, für manche als vorweggenommene Utopie.

Das größte Staunen löst bei diesen Gelegenheiten aber immer unsere Information aus, dass nach wie vor k e i n Cent Subvention in unser Projekt fließt. Das war seit dem Start so, und das wird immer so bleiben.

Dass es so bleiben wird, werden wir auch unseren LeserInnen zu verdanken haben. Diese bitten wir um Verständnis für die Preiserhöhung, zu der wir uns nun endlich entschlossen haben. Die kommende Ausgabe, die am 16. Juni erscheint, wird erstmals 2,50 Euro kosten. Das uns «heilige» Prinzip der fifty-fifty-Aufteilung der Einnahmen zwischen VerkäuferIn und Herausgeberverein bleibt bestehen. Für jedes verkaufte Exemplar kann sich der Kolporteur, die Kolporteurin, nun 1,25 Euro statt bisher einen Euro in die Tasche stecken.

Argumente für die Verteuerung purzeln uns easy auf unsere Computertastaturen. Während des 15-jährigen Bestehens der Straßenzeitung Augustin gab es nur e i n m a l eine Preiserhöhung und zwar noch in der Schilling-Epoche. Seither verzichteten wir auf die Weitergabe der Steigerung der Mietkosten, der Druckkosten, der Energiekosten, der Personalkosten etc. auf die Leserschaft. Die Verkaufserfolge unseres Straßenvertriebs ermöglichten diese Sünde wider die betriebswirtschaftliche Logik. Wir sündigten gerne und leidenschaftlich. Inzwischen hat die allgemeine Teuerung ein Niveau erreicht, auf das wir reagieren müssen, um unsere Unabhängigkeit zu bewahren und um unsere Pläne, den «Gebrauchswert» des Augustin als Plattform der sozialen Gerechtigkeit und des kritischen Journalismus von unten zu erhöhen, realisieren zu können.

Die Auseinandersetzung mit der Islamophobie in den westlichen Gesellschaften, konkret auch mit dem BürgerInnenwiderstand gegen den Ausbau einer muslimischen Einrichtung in Wien-Brigittenau und mit der dominanten Persönlichkeit dieses lokalen «Kulturkampfes» (ab Seite 6) ist ein inhaltlicher Schwerpunkt dieses Ausgabe. Wir haben uns um eine sehr differenzierte Darstellung dieses Konflikts bemüht. Wir hoffen, dass wahrnehmbar ist, dass die rationalen Elemente in diesem aus Stammtischen gewachsenen Aufruhr der Gefühle nicht unterschlagen werden; dass in der Brigittenauer Dammstraße diese rationalen Überlegungen sukzessive verschwinden und der Hass auf den Halbmond die Oberhand gewinnt, ist leider nicht zu verkennen.

Abschiebende Wirkung

eingSCHENKt

Üblicherweise wird eine Schule für Kinder ohne Behinderung gebaut, und Kinder mit Behinderung werden dann in diese Schule integriert. Bei uns ist es umgekehrt, erzählt die Schuldirektorin Silvia Gehrmann. Bei der Planung dieser Schule gingen wir von … weiterlesen

Ohne Muslime kein Europa

Das goldene Wienerherz und die hyperemotionale Islam-Debatte

Die meisten Medien unterscheiden nicht ausreichend zwischen Islam als Religion und Islamismus als politische Ideologie. Beim Thema Integration wird eher polarisiert und emotionalisiert als informiert. Das Internetportal Qantara bietet sich als Gegenl… weiterlesen

In der Hitze des Stammtisches

Lokalaugenschein zum Konflikt um eine geplante „Moschee“ in der Brigittenau

Bei Shakespeares Hamlet geht es um Sein oder Nichtsein. Eine Spur weniger dramatisch, aber ebenfalls konfliktreich ist die Frage um Sein oder Nichtsein eines Gebäudes in Wien. Der türkisch-islamische Verein Atib will in der Dammstraße 37 im 20. Bezir… weiterlesen

Shopping, als gäbe es kein Morgen

Katharina Weingartner zur abnehmenden Symbolkraft des Markenschuhs

Die südostasiatische Sklavenindustrie erblasst vor Neid, wenn es um die Bedingungen der US-Häfenindustrie geht. Katharina Weingartner zeigt die konkurrenzlos günstige Produktion im Gefängnis auf, dokumentiert die Rache am Logo und verfolgt die zwiesp… weiterlesen

Mathematischer Alptraum zur Mohnblüte

Maturazeit. Der Mohn und der Holler blühen einmal im Jahr, dann wenn tausende SchülerInnen für die Matura lernen und schwitzen. Die Alpträume haben jedoch immer Saison, das ganze Jahr hindurch. Alptraum Matura: Ein kollektives Trauma? Es braucht kein… weiterlesen

teilen: