Augustin 358 - 01/2014

2014 wird ein schönes Jahr ...

2014 ist das Jahr des Pferdes. Der Augustin wird 19, das Wagnerjahr ist endlich vorbei und Kurt Cobains zwanzigster Todestag naht.

Was wir allerdings kaum glauben können: Das Jahr 2014 hält nur einen einzigen Freitag, den 13. bereit – im Juni. Der muss dann also quasi wie Neujahr, Geburtstag und letzter Arbeitstag in einem begangen werden: mit Torten, Masken, Karneval, Kostümen, Zelten, Schlafsäcken, unangemeldeten Demorouten, schwarzen Katzen in jeder Ausführung, Campingplatzausrufungen an jeder Straßenecke, Bettelverbotsumgehungen in allen Einkaufspassagen, Öffentlicher-Raum-Rückeroberungen in jeder Seitengasse und ein paar provokanten Liedern auf den roten Lippen. Anlässe, ahnen wir leider, wird es auch 2014 genug geben. Aber bleiben wir optimistisch! Vielleicht treffen wir uns am 13. Juni auf eine Luftmatratzenfahrt am gegenüberliegenden Ufer vom Gänsehäufl – weil sich das gute Leben bereits ganz von selber eingestellt hat.

 

Gutes Leben? Wie das aussehen könnte, darauf gibt es in dieser Ausgabe Hinweise genug: Aus dem zweiten Bezirk wird der Vorschlag laut, man könne zur Verbesserung der Lebensumstände – und um das Alkoholproblem im öffentlichen Raum (verursacht durch Fußballfans und andere nicht kontrollierbare Halbwüchsige) in den Griff zu kriegen – den «Billa» am Praterstern zusperren (S. 8). Ein Stadtparkcamper macht sich für den guten Schlaf stark: Er fordert einen sicheren Schlafpark in jedem Wiener Gemeindebezirk (S. 7). Kollegin Legenstein (S. 10) wiederum geht der Frage nach, wie ein möglichst großes Stück Arbeit niedergelegt werden könnte und trotzdem noch genug Kapital vorhanden wäre, um das Leben, das abseits der maßlos überschätzten Lohnarbeitszeit übrig bleibt, hinreichend zu finanzieren. Die Tage bis zum Ruhestand zählt, zweckoptimistisch, auch Herr Hüseyin: «Vom Leben ist ein weiterer Tag weg. Die Pensionszeit naht.» Herr Hüseyin (S. 35) ist mit der letzten Nummer im letzten Jahr an Bord gekommen. Ab jetzt wird er alle zwei Wochen, pünktlich, wie der Augustin selbst, einen Schwank aus dem Alltag erzählen: Den verbringt er schon seit Jahrzehnten in Wien, arbeitet in der Bauwirtschaft und setzt sich in seiner (spärlichen) Freizeit aktiv mit der Kultur seiner Wahlheimat auseinander – sei es am Opernball oder am Würstelstand.

 

Was es außer Opernball und Würstelstand in den Gassen der Vorstädte noch zu finden gibt, dem werden wir uns 2014 vermehrt widmen. Mehr dazu in den kommenden dreiundzwanzig Ausgaben, die das frische Jahr bereithält – wenn das mal nicht schöne Aussichten sind!

Giebelkreuz und Wissenschaft

«Entpolitisiert», jedoch nicht ohne Raika-Agenten

Die Universitätsräte sind so etwas wie Aufsichtsräte bei Kapitalgesellschaften. Als sie eingeführt wurden, hörte man allerorts das Wort «entpolitisieren». Politiker_innen – wir erinnern uns an Schwarz/Blau – taten so, als sei Politik etwas Dreckiges,… weiterlesen

«Tu tristis Austria»

Tagebuch eines Augustinverkäufers

8. 12.

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Lachen

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Trara trara die Hochkultur

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Die Armutsgefährdung ist bei Künstler_innen dreimal so hoch wie in der nicht künstlerisch tätigen Bevölkerung. Schauspieler_innen geht es im Schnitt besonders schlecht. Wer in der freien Theaterszene Fuß fasst, muss oft fünf andere Jobs haben, um übe… weiterlesen

Vor meiner Haustür

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Fuzi steht vor dem Haus Nummer 21 und sagt: «Ich bin der Weihnachtsmann!» Die Kinder sehen ihn misstrauisch an, und ein Vierjähriger hält dagegen: «Du bist der Zauberer Ziegenbart!»
Beide könnten Recht haben. Aber gegen den Zauberer Ziegenbart sprich… weiterlesen

Gute Schule für alle!

In Vorarlberg wird nach einer «Schule der Zukunft» gesucht

Vorarlberg tut sich in Sachen Teilnahme an politischen Prozessen unter allen anderen Bundesländern hervor. In Bürger_innenräten auf Gemeinde- und Landesebene werden Fragen wie «Was ist wichtig für zukünftige Generationen?», «Wie gelingt Nachbarschaft… weiterlesen

Altersarmut: eine von vier

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Über 200.000 (12 Prozent) alte Menschen sind von Einkommensarmut betroffen. Davon sind 50.000 (3 Prozent) manifest arm. Sie leiden besonders unter der schlechten Wohnsituation, dem mangelnden finanziellen Spielraum, sozialer Isolation und einem erhöh… weiterlesen

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