Campina goes lyrical – eine vertanzte Lesung der besonderen ArtDichter Innenteil

Aus der KulturPASSage

Auf Einladung eines Freundes, des bekannten Fotografen Heinz Himmer, besuchten meine Gattin und ich das Pygmalion-Theater in der Alser Straße 43 zu einer vertanzten Lesung. «Ein Liebesbrief» – von Mike Loewenrosen stand auf dem Programm.

Foto: Heinz Himmer

Das Pygmalion – ein sehr kleines Theater, in dem man sich ob der familiären Atmosphäre schnell sehr wohlfühlt. Wir bekamen eine ge- bzw. vertanzte Lesung geboten, bei der wunderbare Textstellen und Kapitel aus «Ein Liebesbrief» von Mike Loewenrosen gelesen wurden. Die Erzählung wurde durch eine atemberaubende Tanzperformance untermalt. Campina und Jonas Kägi tanzten auf äußerst ästhetische und in mancher Szene sehr erotische Weise, sehr augenscheinlich wurden Momente und Gefühle zwischen Mann und Frau vermittelt. Uschi Güntner unterstrich dies mit den einfühlsamen Texten.

Darin geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, vom ersten scheuen Kennenlernen über die Differenz zwischen Gesagtem und Gefühltem, über ausgelassenen Übermut, der durch die Vernunft gebremst wird, um erotische Anziehung und hemmungslosen Sex bis hin zum Wunsch nach Freiheit durch die Einkehr des Alltagstrotts.

Bei all dem Genießen und Zweifeln in einer Beziehung lässt der Autor in seiner präzisen und gleichzeitig gefühlvollen Schreibweise auch immer wieder Kritik an der Gesellschaft einfließen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Satz: «Diese Kälte ist in so vielen Dingen.»

Auch das Thema Manipulation wird intensiv behandelt, sowohl jene in einer Beziehung als auch in vielen anderen Situationen unseres täglichen Lebens. Selbst wenn der Grundgedanke kein schlechter sein muss, wird unser Leben dadurch stark beeinflusst, egal ob dadurch mehr Menschen Arbeit haben. Entschuldigung, es muss natürlich heißen, ob mehr Menschen einen Job haben, Arbeit ohne Bezahlung gibt es genug. Ein Zitat aus dem Buch – «Manipulation ist oft, wie so vieles positiv erdacht» – hat meinen Gedankengang sofort in Richtung Atombombe geführt.

Zu Beginn des Stückes wird das scheue Kennenlernen von zwei Menschen behandelt, szenisch sehr überzeugend in Form eines Schattentheaters dargestellt. Als Uschi Güntner ihre Position vor die Schattenwand wechselt, ragen die Hände des Tanzpaares hervor und leuchten mit Taschenlampen der Vorleserin. Im Anschluss wird das Begehren tänzerisch vor den Tüchern so lebensecht gezeigt, dass man das Verlangen körperlich spüren kann. Als sie sich dann einander hingeben, reißen die beiden alle Leintücher der Schattenwand herunter, man sieht alle Dämme brechen. Interessant zu beobachten war, dass nach diesem sexuellen Miteinander-Verschmelzen, nach dieser Triebhaftigkeit erst versucht wurde, einander wirklich kennenzulernen. Nach diesen Intimitäten gar nicht so einfach, gespielte Ausgelassenheit scheitert erst einmal an der eigentlichen Reife.

Wird der Mensch vorschnell reduziert auf seine Körperlichkeit, oder ist endlich ein Zurückkehren zur Gesamtheit des Menschen notwendig und der Schlüssel zum Glück? Wenn man sich dann endlich wirklich kennt, kann schnell der Alltagstrott einkehren und den Wunsch nach Freiheit entfachen. Daher ist es umso wichtiger, dass die Basis der Liebe zueinander stark genug ist, um diesen gemeinsam entfliehen zu können. Ein wunderschöner Schlusssatz aus «Ein Liebesbrief»: «Stellt kein Wertesystem auf, wir alle sind so viel mehr!»

Als Abrundung dieses wunderschönen Valentinstages blieben wir mit allen Darstellerinnen und dem Autor noch lange gemütlich beisammen und werden einander sicher wiedersehen.

Weitere Termine für Lesungen und die vertanzte Lesungen für «Ein Liebesbrief» sind gerade in Vorbereitung.

Lesung «Ein Liebesbrief» am 28. April um 19 Uhr

G´schamster Diener

Stumpergasse 19

1060 Wien

«Campina Goes Lyrical» am 5. Mai um 20 Uhr

Pygmalion Theater

Alserstraße 43

1080 Wien

www.pygmaliontheater.at