Cu vi parolas Esperanton?Dichter Innenteil

Aus der KulturPassage

Mein heutiger Streifzug führte mich ins Esperantomuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, das 1927 ursprünglich als Verein gegründet wurde. Die Sammlung für Plansprachen der Österreichischen Nationalbibliothek ist die größte ihrer Art weltweit. Die Geschichte der Plansprachen, die natürlich nicht nur Esperanto beinhaltet, wird auf kleinem Raum sehr ausführlich nahegebracht und regt zur Beschäftigung mit Sprache an sich an.

Foto: Österr. Nationalbibliothek

Der Wunsch über Landesgrenzen hinweg miteinander problemlos zu kommunizieren, liegt der Entwicklung der Plansprachen zu Grunde. Die Geschichte der Plansprachen begann schon weit vor Esperanto – und zwar mit der Sprache Altgriechisch, einer philosophischen Sprache, die unter anderem von Homer verwendet wurde. Sie verlor an Bedeutung, jedoch gibt es auch heute noch Menschen, die dieser Sprache mächtig sind.

Hildegard von Bingen hatte ihre eigene Geheimsprache, die «Lingua Ignota», die eigentlich keine eigenständige Sprache darstellte, sondern aus einer Wörterliste bestand, die Phantasie-Wörter beinhaltete, sowie deren Bedeutung auf Lateinisch und Deutsch. Solresol, eine Sprache, die nur aus den sieben Noten der Tonleiter bestand, oder Latino sine flexione = Latein ohne Grammatik waren auch unter den Anfängen der Plansprachen. Ido, eine Art reformiertes Esperanto, gibt es auch heute noch. Das in den USA für die Fernsehserie Star Trek erfundene Klingonisch war natürlich auch dabei, und zu meinem Erstaunen existiert sogar eine klingonische Übersetzung von Shakespeares «Hamlet», sowie ein Sprachinstitut in Amerika. Elbisch («Herr der Ringe») wurde erstaunlicherweise nicht erwähnt, obwohl es natürlich auch dazu eigene Wörterbücher und Grammatik gibt.

Die Geschichte des Esperanto begann 1887 mit der Veröffentlichung einiger Broschüren, die den ersten Entwurf einer internationalen Sprache beinhalteten. Der polnische Arzt Dr. Ludwik Zamenhof schrieb sie unter dem Pseudonym Dr. Esperanto (= der Hoffende), und sie erschien zuerst in Russisch. Mit Tolstoi hatte die junge Esperantobewegung zudem einen bekannten und eifrigen Unterstützer. Als Tolstoi jedoch 1892 in der ersten Esperanto-Zeitschrift einen Artikel veröffentlichte, schritt die Zensurbehörde ein und verbot die Einfuhr des Magazins nach Russland. In den sibirischen Gefangenenlagern des Ersten Weltkrieges wurde Esperanto aufgrund der unterschiedlichen Nationalitäten das gängige Kommunikationsmittel. Es gab Kurse in Esperanto, Theateraufführungen und handgeschriebene Lagerzeitungen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges erhielt Esperanto durch die Friedensbewegung entscheidende Impulse, verbreitete sich weiter und entwickelte sich. Um die Menschen über die neue Sprache zu informieren und Werbung dafür zu machen, wurden Abzeichen für Esperantisten gefertigt. Sie bestanden aus einem grünen Stern (Hoffnung) mit fünf Spitzen (fünf Kontinente). Da der Stern als Logo durch die Politik des 20. Jahrhunderts kompromittiert wurde, sah man sich nach einem neuen Logo um, und so gibt es seit 1987 ein zweites Symbol: Die Weltkugel in Form von zwei ineinander verschränkten E’s.

Mit der Machtergreifung Hitlers fand die Blüte der neuen Sprache jedoch ein Ende. Hitler titulierte Esperanto als Judensprache, mit der das «Weltjudentum» die Herrschaft erringen wollte, und verbot Esperanto. Das Museum in Wien wurde geschlossen, und der Abtransport der Bücher nach Berlin konnte nur verhindert werden, weil Paul Heigl, der damalige Generaldirektor der Nationalbibliothek, darauf hinwies, dass es sich um bibliothekseigenen Bestand handelte. Auch Stalin war diese Sprache ein Dorn im Auge, er verbot sie zwar nicht, ließ aber systematisch alle Esperantisten verhaften und hinrichten. Esperanto hat trotz aller Widerstände überlebt und ist bis heute eine lebendige Sprache, die vom World PEN Club offiziell als Literatursprache anerkannt wurde und auch weltweit gesprochen wird. Wer tiefer in die Materie der Plansprachen eintauchen möchte oder den von mir erzielten Esperanto Pacman Highscore am dortigen Spielautomaten brechen möchte, ist in der Herrengasse goldrichtig. Das Ticket gilt übrigens auch für das Globenmuseum, welches sich im selben Gebäude befindet und das Papyrusmuseum am Heldenplatz.

INFO:

Esperantomuseum

Palais Mollard, Herrengasse 9

1015 Wien

www.onb.ac.at/esperantomuseum