Flüchtige Objekte im LeopoldmuseumDichter Innenteil

KulturPassagen

Die Aktion «Hunger auf Kunst & Kultur» ermöglicht Menschen, die finanziell weniger gut gestellt sind, Ausstellungen, Museen, Konzerte, Kinofilme und Kulturveranstaltungen verschiedenster Art bei freiem Eintritt zu besuchen. Den «Kulturpass» gibt es seit zehn Jahren und aus diesem Anlass aktiviert der Augustin die KulturPassagen: Kulturpassinhaber_innen machen Kunstkritik.

Kennen sie die Lösung:

Ich bin das Kind aus Luft und Wind,

die Tochter von Wasser und Erde;

ich trotze der Zeit mit Unsterblichkeit,

weil ich ewig vergehe und werde.

(Perry Bysshe Shelley, 1820 )

Richtig, es sind die Wolken.

 

Ob nun als Inhalt eines Gedichts oder als Auszug eines Theatertexts oder als Hintergrund von Ölbildern und Fotografien, bis hin zur heutigen Bedeutung als privater Onlineserver («Cloud») für immer erreichbare Dokumente sind Wolken gegenwärtig. Darum widmet sich das Leopold Museum (für nicht Wien-Kundige: auf dem Gelände des Museumsquartiers) diesem Thema und überraschte mich durch wirklich interessante Wandtexte wie jener am Anfang meines Beitrages sowie der wirklich guten Ausarbeitung dieses Themas.

 

Es sind nicht nur künstlerische Betrachtungen mit einbezogen, sondern auch (wenn auch nur als beiläufiger Beitrag) die Bedeutung für Wettervorhersagen und die heutige digitale Verwendung dieses Themas.

Was mich wehmütig stimmte, ist die anscheinende Unsortiertheit beim Thema «Musikcover und Wolken». So fand ich beispielsweise die LP-Hülle von Richard Wagners «Tannhäuser» und «Götterdämmerung» aus dem Jahre 1960 neben einer nicht so alten LP-Hülle. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Cover sorgfältig nach Jahren aufgelegt worden wären, auch wenn es dann vielleicht nicht unbedingt in die Epoche des Raumes passte.

 

Besonders viel Spaß machte mir der Raum mit den Fiktiven Wolken («Silver Clouds») Andy Warhols, da dort nicht nur ab und zu diese oder jene Wolke am Boden schwimmt und dazu verleitet, sie unbedingt wieder zu den anderen in die Lüfte zu befördern. Bei der ersten Präsentation der Silver Clouds 1966 war es auch vom Künstler erwünscht, sie zu bewegen, wobei ein Verlust der Ausstellungsstücke durch Entfleuchung durch Fenster und Türen gerne in Kauf genommen wurde.

 

Die imposanteste Skulptur, der wenigen vorhandenen, empfängt Besucher_innen gleich am Anfang der zirka 300 Exponate. Es ist Dietrich Wegners «Playhouse», ein Wolkenturm, mittels Strickleiter zu erklimmen.

Auch die Video-Leinwände möchte ich nicht vergessen zu erwähnen: Neben Kurzfilmen aus vergangenen Zeiten zu diesem Thema, bieten sie auch Retro Gamer, die ins Land der Träume verführen.

 

Wer sich die Zeit nimmt und den Beitrag eines russischen Künstlers verfolgt, kann miterleben wie ein Schiff samt Insel durch Rauchbomben verschwindet. Was das Ausradieren dieser Insel auf der Landkarte dabei soll, verstehe ich leider nach längerem Überlegen immer noch nicht, aber vielleicht ist mein Kunstverständnis dazu nicht ausreichend.

 

Dennoch ist es eine empfehlenswerte Ausstellung und ich finde den Werberummel darum berechtigt.

«Wolken. Welt des Flüchtigen»

Ausstellung im Leopold Museum bis 01. 07. 2013

www.leopoldmuseum.org

www.hungeraufkunstundkultur.at