Die Digitale Spaltung Itun & lassen

Die Verlierer des Internet-Zeitalters

Wer letztendlich Zugang zu Computern und Internet hat, das wird nach wie vor noch durch die Höhe des Einkommens, des Alters, Geschlechts und der Ausbildung bestimmt. Zwar sind die Internetanschlüsse im eigenen Heim im Steigen (derzeit etwa 27 % der Österreicher), das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es für bestimmte Gruppen der Bevölkerung nach wie vor schwierig bis unmöglich ist, sich mit dem neuen Medium zu befassen.Computer und Internetzugang sind zwar in allen Bevölkerungsschichten anzutreffen, doch noch immer „sind wohlhabende Haushalte weit überdurchschnittlich mit einem PC ausgestattet“, auch wenn Kinder vorhanden sind. Nachsehen haben Kinder von AlleinerzieherInnen. Für viele Elternteile ist es oft schwierig sich in ihrer Situation Computer und alles was dazugehört, leisten zu können. Doch ein Mangel an Erfahrungen mit dem Computer verringert auch die Chancen am Arbeitsmarkt. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, das insgesamt 7500 Haushalte in Deutschland zu diesem Thema befragte.

So gibt es auch bei Frauen und Männern deutliche Unterschiede bei der PC-Nutzung. In ihrer Freizeit z. B. sitzen Männer doppelt so oft vorm Bildschirm als Frauen. Am Arbeitsplatz ist das Verhältnis der Geschlechter diesbezüglich jedoch ausgewogen, mit Ausnahme des Internetzugangs. Darauf müssen Frauen im Berufsleben häufiger verzichten als ihre männlichen Kollegen.

Weiters bestätigt die Studie, dass vor allem Menschen mit einer höheren Ausbildung vermehrt den Computer nutzen. Auch unter den Pensionisten sind es verstärkt jene, die Maturaabschluß haben oder dem Akademikerkreis zuzuordnen sind.

In Österreich sieht die demographische Situation im Internetbereich nicht viel anders aus. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung nutzen bereits 44 % der Österreicher ab 14 Jahren das Internet. Mittlerweile erobert die Jugend das neue Medium im Sturm. So verfügen bereits 70 % der Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren über eine Möglichkeit des Internetzugangs. In erster Linie stellen Schulen die erforderliche Infrastruktur, gefolgt vom Elternhaus, zur Verfügung. Und auch hier ist wie in Deutschland zu beobachten, dass es vor allem jene Jugendlichen sind, die eine höhere Ausbildung besitzen. So bewegen sich 84 % der Schüler, 91 % der Maturanten und 97 % der Studenten regelmässig im WWW. Auch immer mehr Senioren klicken sich durchs Internet, und haben die neue Variante des Cafes nämlich das Internet-Cafe für sich entdeckt, ist einem Zeitungsartikel dieser Tage zu entnehmen.

Zwar sind die Internetanschlüsse im eigenen Heim im Steigen (derzeit etwa 27 % der Österreicher), das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es für bestimmte Gruppen der Beölkerung nach wie vor schwierig bis unmöglich ist, sich mit dem neuen Medium zu befassen.

Frauen, Familien von AlleinerzieherInnen, alte Menschen und Menschen am Rand der Gesellschaft sind von der Nutzung der neuen technischen Errungenschaften teilweise bis gänzlich ausgeschlossen. Hauptsächlich deshalb, weil es schon beim Erwerb der Gerätschaften und des Zubehörs an den nötigen finanziellen Mitteln mangelt.

So nutzen fast doppelt so viele österreichische Männer (ca. 63 %) das Internet als Frauen (ca. 35 %). Das hängt u. a. damit zusammen, dass Frauen weniger verdienen als Männer, dass Mütter weniger Zeit haben und viele jener Frauen, die nach der Geburt eines Kindes zuhause bleiben, daheim gar nicht die Möglichkeit eines Internet-Zugangs haben. „In der Firma hatte ich zwar die Möglichkeit das Internet zu benützen. Ich tat es aber kaum, weil für private Zwecke wurde es eigentlich nicht gerne gesehen und für meine Arbeit brauchte ich es nicht. Seit ich zuhause bin habe ich gar keine Möglichkeit mehr, im Internet zu surfen. Ich habe bei mir hier keinen Anschluss. Und ich befürchte, dass ich mich, wenn ich wieder arbeiten gehe, gar nicht mehr auskennen werde. Es verändert sich doch alles so schnell“, gibt Gerda O. (27 Jahre) ihre Angst vor dem Wiedereinstieg zu.

Doch es hängt nicht nur von den finanziellen Mitteln ab, dass sich die Kluft zwischen Insidern und Outsidern vergrößert. Für viele Menschen bedeutet schon alleine die Cybersprache bzw. das Vokabulars der neuen Technik eine spürbare Ausgrenzung aus der digitalisierten Gesellschaft. Davon betroffen sind hauptsächlich ältere Menschen.

„Ich kenn mich da überhaupt nicht mehr aus, von was da gesprochen wird. Ich halte mich da raus aus den Gesprächen. Ich weiß nicht einmal, wie ein Computer überhaupt funktioniert, geschweige denn was das Internet sein soll“, fasst Margarethe P. (57 Jahre) ihre Sicht der Dinge zusammen.

Ein Ausschlussmechanismus mit enormen sozialen Folgen

Die rasende technische Veränderung, die der Internetgeneration eigene Sprache und die dafür benötigten finanziellen Mitteln bedeuten für einen Teil der Bevölkerung einen Ausschlußmechanismus, der in seinen Auswirkungen enorme soziale wie finanzielle Folgen haben kann. Wer mit der neuen Technik nicht mithält, hat es schwer am heutigen Arbeitsmarkt. Nur mehr wenige Berufszweige kommen ohne PC und Internet aus. Für WiedereinsteigerInnen ist es deshalb unerlässlich, sich in Form von Kursen und Weiterbildungsangeboten auf dem Laufenden zu halten. Das wiederum ist eine Frage der Kosten und der verfügbaren Zeit. „Bis jetzt habe ich das Internet noch nicht gebraucht. Wir haben zwar einen PC, den bedient aber mein Mann und meine Kinder. Einen Internetanschluss haben wir noch nicht. Das war uns bisher zu teuer. Ich bin gelernte Köchin und Kellnerin und habe bis vor kurzem ein Lokal geführt. Zur Zeit bin ich aber auf Arbeitssuche. Mittlerweile bekomme ich zu spüren, wie wichtig es ist, sich am PC und auch im Internet auskennen zu müssen. Einige Jobs kommen dadurch für mich nicht mehr in Frage, wie z. B. der gesamte Bürobereich. Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich mehr dahinter gewesen, mich mit dieser Technik auseinanderzusetzen“, bereut Silvia (37 Jahre) ihre bisherige Computer- und Internetverweigerung.

So wie Silvia geht es noch vielen Menschen. Ihnen bleibt nichts anderes mehr übrig, als sich die notwendigen Grundkenntnisse der neuen Technik anzueignen, wenn sie am Arbeitsmarkt bestehen wollen.

Computer und neue Medien wie das Internet schaffen auf der einen Seite neue Möglichkeiten der Kommunikation, sie bergen ein gewaltiges Potential für Integration und helfen im gemeinsamen Umgang mit Menschen Barrieren abzubauen, auf der anderen Seite stellen die derzeit gehandhabten Zugangsmöglichkeiten für viele ein unüberwindbares Hindernis dar, sich in die neue digitalisierte Gesellschaft „einzuklicken“. Doch wer keinen Zugang zu den neuen Medien hat, steht im Abseits des Arbeitsmarktes. Es wird ihm der Zugang zum Wissen der Informationsgesellschaft verweigert und im sozialen Bereich kann es zu Ausgrenzung und Isolation führen.

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