Die Privatisierung der Stadtplanung oder der stinkende Waltun & lassen

Mensch könnte meinen, Stadtplanung wäre etwas, wo politisch Verantwortliche mit Expert_innen nachdenken und entwerfen, wohin sich die Stadt entwickeln soll, und dann fragt mensch in die Runde, wer das denn bauen will. Früher vielleicht.Heute läuft es so: Ein_e Investor_in kauft alles zusammen in einem Grätzl (zum Beispiel rund um den Franz-Josefs-Bahnhof der Investor 6B47), holt sich einflussreiche lokale Leute an Bord (zum Beispiel die Bauunternehmerin Michaela Mischek und Ex-ÖBB-Mensch Martin Huber), redet dann das Gebiet richtig schlecht (die Architektin und Stadtplanerin Gabu Heindl nennt das «rhetorisch induzierten Wertverlust») und bietet sich dann der Stadtregierung, die ständig betont, kein Geld zu haben, als Erlöser_in an.

Am 16. März wurden 200 interessierte ­Bürger_innen zwischeninformiert. Frau Mischek sprach davon, dass ihr vierjähriger Sohn den aktuellen Bahnhof als «stinkenden Wal» bezeichnete, und nachdem sie ihm geschildert hatte, was alles kommt, habe der brave Bub zu ihr gemeint: «Gell, Mama, das ist dann wie ein buntes Korallenriff!»

Hochhäuser würden es werden, damit die «Durchwegung» klappt, je höher, desto mehr Platz dazwischen. Folien wurden gezeigt vom Times Square in New York, von San Francisco und Osaka, Diskussion war keine erwünscht, und so erhielt Eva Blimlinger, Anrainerin und Unirektorin, zwar Applaus, als sie meinte, das sei Pjöngjang, aber kein Mikrofon.

Christoph Chorherr, grüner Mentor der Investor_innenclique, schlich sich davon und meinte im Weggehen noch, «es wäre Enteignung, wenn man 6B47 weniger als die 150.000 geplanten Quadratmeter bauen ließe». Wir bleiben dran.