Scheren und Abscherentun & lassen

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Betrachtet man die Verteilung der Einkommen privater Haushalte, so zeigt sich die größte Ungleichverteilung bei den Markteinkommen mit einem Ungleichheitswert von 0,46. Dieser Gini-Koeffizient ist ein Maß für Ungleichheit, je näher O desto gleicher, je näher 1 desto polarisierter. Die Einkommensunterschiede weiteten sich vor allem seit Mitte der 1990er Jahre merklich aus. Die Gini-Koeffizienten stiegen rasch: Er erhöhte sich für alle Steuerpflichtigen von 0,43 im Jahr 1995 auf 0,46 (2006) und für die unselbständig Beschäftigten von 0,41 auf 0,44. Zusammenfassend: Das am Arbeitsmarkt zu erzielende Einkommen ist sehr stark ungleich verteilt und diese Schere geht noch auseinander.

Die Vermögen sind noch wesentlich ungleicher verteilt als Lohneinkommen. Bei den Geldvermögen ist der Gini-Koeffizient 0,66. Immobilienvermögen sind noch ungleicher und Unternehmenseigentum überhaupt nur in den höchsten Vermögensstufen von Relevanz. Zusammenfassend: Bei Vermögen ist die soziale Schere am größten und auch am stärksten auseinander gegangen.Nun wird aber durch Steuern und Leistungen des Sozialstaats zumindest die marktmäßige Ungleichverteilung der Löhne reduziert und beträgt dann als verfügbares Haushaltseinkommen 0,33. Haushaltseinkommen umfassen alle Einkommen aller HaushaltsbewohnerInnen: Lohn, Sozialleistungen, Zinsen, etc.

Durch die staatliche Umverteilung gewinnt das unterste Einkommensdrittel neun Prozent, während das obere zehn Prozent verliert. In Zahlen: Das untere Drittel hält 14 Prozent der Bruttomarkteinkommen das mittlere 29 und das obere Drittel 57 Prozent. Nach dem Eingriff des Staates durch Umverteilung mittels Transferleistungen verschiebt sich dieses Verhältnis auf 23 zu 30,4 und 46,6 Prozent. Am stärksten wirken dabei die klassischen Sozialausgaben wie Arbeitslosengeld, Notstands- und Sozialhilfe sowie Wohnbeihilfe. Fast 90 Prozent dieser Ausgaben entfallen auf das unterste Einkommensdrittel. Am geringsten ist der Unterschied bei den Gesundheitsleistungen, diese Ausgaben sind zwischen den Einkommensgruppen relativ gleich verteilt (zwischen 30 und 37 Prozent). Gemessen am Einkommen verschiebt sich dieses Verhältnis allerdings: Während bei den Niedrigverdienern die Gesundheitsleistungen und Pflegegeld zwischen 30 und 40 Prozent des Bruttoeinkommens betragen, sind es im oberen Bereich nur acht bis neun. Das bedeutet, dass diese Staatsausgaben für die unteren Einkommensgruppen eine viel größere Rolle spielen. Zusammenfassend: Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 40% auf 13%.

Jetzt sagen die einen: Österreich hat eine sehr geringe Ungleichverteilung, also nicht immer von Armut reden. Darauf ist zu sagen: Das stimmt, die Armut ist gering, der Vergleich hilft zwar den Betroffenen nichts, aber es zeigt, wie stark die sozialstaatlichen Leistungen die Armutsgefährdung reduzieren. Jetzt sagen die anderen: Die Arbeitslosen sind selber schuld, Sozialhilfe kürzen, Sozialstaat bringt nichts, Abscheren. Darauf ist zu fragen; Also was jetzt? Zuerst regt ihr euch auf, dass wir von Armut reden und betont den im europäischen Vergleich hohen sozialen Ausgleich in Österreich. Und dann, wenn es gerade um die Instrumente dieses Ausgleichs geht wie Sozialleistungen und soziale Dienste, dann wollt ihr sie kürzen.

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