Schwerpunkt Bettelverbotetun & lassen

Nach der von Rot-blau-schwarz vereinbarten Novelle des Wiener Sicherheitsgesetzes, die Betteln mit Kindern zu einem bis zu 700 Euro teuren kriminellen Delikt erklärt, kann der thematische Schwerpunkt der aktuellen – Augustin 225 – (und vielleicht auch der nächsten) Nummer nur das Betteln sein (Seiten 8 bis 10). Dabei fällt auf, dass unsere Konkurrenzmedien durch die Bank nicht thematisieren, warum eine Angelegenheit der Armut vor allem unter dem Aspekt der Sicherheit bzw. Unsicherheit abgehandelt wird.Unserer Erinnerung nach hat noch keine Bettlerin mit Kind einem vorübereilenden Menschen einen Schaden zugefügt. Für’s Auflisten der Faktoren, die einem sehr wohl schaden, würde diese Seite nicht genügen für alle diese Faktoren gibts aber kaum Paragrafen im Wiener Sicherheitsgesetz. In Österreich sind knapp 100.000 Menschen jährlich mit einer Delogierung aus ihrer Wohnung konfrontiert. Auf die Straße geworfen zu werden das bedeutet Unsicherheit! 700 Euro Strafe für einen, der eine Familie zwangsweise die Wohnung räumen lässt das wär ein Sicherheitsgesetz, das seinen Namen verdiente! Es fällt auch auf, dass beim Thema Betteln nicht die Sozialdemokratie, sondern die Katholische Kirche die Seite der Aufklärung vertritt und die Sprache der Vernunft spricht. Man lese die Richtigstellung der BettlerInnen-Mythen, verfasst von der Katholischen Aktion Wien . Das vermittelt einem/einer die Ahnung, welche Rolle ein von den politischen Entscheidungsträgern unabhängiges Christentum spielen könnte, welche Korrekturinstanz es auch auf anderen Feldern, wo es die Humanität zu verteidigen gilt, sein könnte! Schade drum. Für die auflagenstärkste Tageszeitung, die sich als Verteidigerin des christlichen Abendlands gebärdet, zählen die BettlerInnen nicht zu den Kindern Gottes, im Gegenteil, es sind Mafiosi, und man staunt, dass das Schlagwort vom Bettlerterror sich noch nicht als allgemeine Sprachregelung durchgesetzt hat. Zu welchem Missbrauch des Terrorismus-Begriffes es die PopulistInnen gebracht haben, zeigt der Text Gerald Grassls über die Schriftstellerin El Awadalla, bekannt als Millionenshow-Gewinnern, die in einer parlamentarischen Anfrage zur Terror-Patin erklärt wurde (Seiten 6-7). Und wenn das Josefische Erlustigungskomitee zur Besetzung eines denkmalgeschützten Hauses aufruft (Seiten 16 17), um einem prestigesüchtigen Sängerknabenfreund in die Arme zu fallen, der den Abriss des Objekts betreibt: Gerät auch das bald in den Terrorismus-Verdacht?