Alle jagen Neulengbachvorstadt

Neuer Play Off - Modus in der Frauenfußball - Bundesliga

Fu__.jpgSo spannend wie heuer war die Frauen-Bundesliga noch nie. In der Frühjahrsrunde, die im neuen Play-off-Modus ausgetragen wird, machen gleich vier Spitzenteams Jagd auf Serienmeister SV Neulengbach. Zwei Traditionsvereine dagegen stecken im Abstiegskampf.

Nur vier Punkte trennten die ersten drei Teams nach der Herbstrunde. Knapp hinter Titelverteidiger SV Neulengbach landeten Union Landhaus und Wacker Innsbruck auf den Plätzen zwei und drei, gefolgt von LUV Graz und ASK Erlaa. Diese fünf Teams machen im oberen Play-off in Hin- und Rückspielen den Meister unter sich aus. Um die Spannung noch zu erhöhen, wird der Punktestand zusammengeschmolzen: Herbstmeister Neulengbach startet mit fünf Punkten, Verfolger Landhaus mit vier, Innsbruck mit drei, usw. Mit LUV Graz, dem Cupfinalist 2006 und 2007, lauert ein weiterer Spitzenklub auf Rang vier. Der fünftplatzierte ASK Erlaa könnte das Zünglein an der Waage sein: die Wienerinnen unterlagen im Herbst Neulengbach nur knapp mit 0:1 und sind für Überraschungen gut. Größter Herausforderer des Womens Cup – erprobten Serienmeisters ist aber Landhaus: Die Häusler fügten Neulengbach die einzige Niederlage in der Hinrunde zu, was der freundschaftlichen Rivalität zwischen beiden Teams zusätzliche Brisanz verleiht. Es wird also nicht leicht für den SV Neulengbach, den sechsten Titel in Folge einzufahren.

Die Niederösterreicherinnen rund um die brasilianische Vizeweltmeisterin Rosana müssen am 22. März zum ASK Erlaa und stehen unter Druck zu gewinnen, soll die Mission Titelverteidigung gelingen. Durch die Ergebnisse der letzten Jahre sind wir Favorit, ob wir wollen oder nicht, ist sich Erfolgstrainerin Olga Hutter bewusst: Aber wir haben heuer viel Verletzungspech und die Meisterschaft wird schwer. Sie will die Konkurrenz nicht unterschätzen, denn drei, vier Vereine wollen Meister werden und besonders Landhaus und Innsbruck sind heuer sehr stark.

Jedes Spiel ein Endspiel

Verlieren verboten, lautet also die Devise für alle Teams, denn im Play-off ist jedes Match ein Endspiel, erwartet auch Isabel Hochstöger, Leiterin der Abteilung Frauenfußball im ÖFB, einen spannenden Titelkampf. Die 25-jährige Nationalspielerin ist gleichzeitig Kapitänin von USC Landhaus und rechnet sich gute Chancen für ihr Team aus, denn jeder kann jeden schlagen.

Das bestätigt auch Horst Braun, sportlicher Leiter von Wacker Innsbruck, dem letzten Meister außerhalb Neulengbachs seit 2002. Er sieht eine 40:60 Chance für Landhaus den Titel zu holen. Wacker selbst sei heuer noch nicht so weit, meint Braun: Wir haben zwar das Potential Neulengbach zu schlagen, aber so eine Topleistung können wir nicht über längere Zeit bringen, gibt er sich vorsichtig. Saisonziel der Tirolerinnen: ein Platz unter den Top 3.

Selbstbewusster blickt LUV Graz – Trainer Arnold Freiberger auf das Play-off. Er setzt auf einen Kader mit jungen, gut ausgebildeten Spielerinnen und die gut 400 Fans, die regelmäßig zu den Heimspielen kommen. Der Titel sei machbar, wenn die Mädchen die Angst vor Neulengbach ablegen. Sollte das heuer nicht gelingen, dann machen wir das nächstes Jahr. Sein Ziel: Ich möchte mich unbedingt einmal mit meinen Spielerinnen in den Flieger setzen und Womens Cup spielen. Gut möglich, dass die Grazerinnen, dank vorbildlicher Nachwuchsarbeit, schon bald Tickets buchen müssen.

Als Außenseiter, die mit jedem Spiel dazu lernen, sieht sich der ASK Erlaa in der erst vierten Bundesligasaison. Sportdirektor Thomas Rauch möchte dennoch die Topteams fordern und mit Punkten überraschen. Platz vier wäre toll, aber da wir ja im oberen Play-off um den Meistertitel spielen, hätte ich nichts dagegen, diesen zu erringen, träumt er von der großen Sensation.

Traditionsvereine im Abstiegskampf

Analog zum Meister wird auch der Absteiger im Play-off ermittelt. Dabei kämpfen die fünf Teams der unteren Tabellenhälfte aus dem Grunddurchgang um drei Fixplätze in der Liga. Zumindest ein Klub des Quintetts FC Südburgendland, SG Ardagger/Neustadtl, FC St. Veit, Union Kleinmünchen und DFC Leoben spielt nächste Saison sicher zweitklassig. Denn der Letzte steigt fix ab, während der Vierte die Relegation im direkten Duell gegen einen der vier Regionalligameister verhindern kann.

Die Überraschung im Abstiegskampf ist Kleinmünchen. Die nach der Herbstrunde nur neuntplatzierten Linzerinnen landeten in den vergangenen Saisonen zumindest im Mittelfeld. Der Traditionsverein ist noch nie abgestiegen und war achtmal Meister zuletzt freilich 1998. In den letzten Jahren sind Förderungen gekürzt worden und daher einige Spielerinnen abgewandert, sucht Kapitänin Petra Ortmaier nach einer Erklärung für die sportliche Talfahrt. Aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Der Zusammenhalt in der Mannschaft stimmt und junge Spielerinnen rücken nach, gibt sich Ortmaier zuversichtlich.

Auf früheren Meisterehren (`86, `87) kann sich auch der DFC Leoben im Abstiegskampf nicht ausruhen. Den Steirerinnen gelang im Herbst kein einziger Punkt, weshalb auch ihr Obmann, Hubert Greimer, wenig Hoffnung hat: Höchstwahrscheinlich werden wir absteigen. Den Grund für die Misere ortet er im Nachwuchsproblem. Junge obersteirische Kickerinnen würden an Grazer Schulen und Universitäten abwandern und bei der LUV landen.

Mehr Spannung mehr Zuschauer mehr Medienecho?

Probleme im Nachwuchsbereich haben genau wie veralterte Verbandsstrukturen negative Effekte. Bei den Vereinen herrscht Konsens, dass gute Nachwuchsarbeit zu Erfolgen führt: junge Spielerinnen haben fußballerisch mehr drauf als die ältere Generation und steigern damit die Qualität der Liga, weiß Isabel Hochstöger aus der Praxis. Mit der Ligareform wird nun auch auf die großen Niveauunterschiede zwischen Topklubs und Nachzüglern reagiert. Dieses Phänomen im Frauenfußball ist ein europaweites: auch in Deutschland, Schweden oder England spielen nur zwei, drei Spitzenteams um den Meistertitel. Der Play-off-Modus bringt mehr Spitzenspiele, was die Attraktivität für die ZuschauerInnen erhöht. Und, so hoffen die Vereine, auch für die Medien. Denn Medienpräsenz wäre nicht nur wegen der Sponsoren wichtig, sondern auch wegen der Vorbildwirkung für den Nachwuchs, wie Olga Hutter betont. Vorerst berichten die Medien über Österreichs erstes Fußball Pin-up-Girl: die fesche Bundesligaspielerin wirbt erraten für die EURO …

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Termine und Tabellen

www.frauenfussball.at