Aufgeklärtes Wienvorstadt

Verhütungsmuseum ist weltweit einzigartig

Verh__tung.jpgUnweit des Westbahnhofs ist nicht nur die Abtreibungsklinik Gynmed des Gynäkologen DDr. Christian Fiala beheimatet, sondern auch Wiens einzigartiges Verhütungsmuseum. Nach vier Jahren Vorarbeit wurde das bislang noch eher unbekannte Museum 2007 mit fast 1000 Ausstellungsobjekten, die Schwangerschaftskontrolle zwischen Verhütung und Abbruch zeigen, eröffnet.

Seit vielen Jahrhunderten bemüht sich die Menschheit, Fruchtbarkeit zu kontrollieren. Wenngleich ihr das soweit gelungen zu sein scheint, ist das Wissen über die Natur der Fortpflanzung sowie jenes über die Geschichte der Verhütung und Abtreibung weitgehend verloren gegangen. Genau diesem Kapitel der Gynäkologie widmet sich das auf zwei Räume aufgeteilte kleine Museum am Äußeren Mariahilfer Gürtel.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von DDr. Christian Fiala, der sich bereits seit seinem Medizinstudium in Innsbruck in der Familienplanung, der Betreuung von Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft sowie gegen die Müttersterblichkeit engagierte und auch die nahe gelegene Abtreibungsklinik Gynmed betreibt. In anschaulicher Aufbereitung wird darin nicht nur auf die Geschichte der Fruchtbarkeitskontrolle eingegangen, sondern werden alte und moderne Arten des Schwangerschaftsabbruchs vorgestellt.

Die Kondome von vorvorgestern

Auch die dunkle Vergangenheit der so genannten Engelmacherinnen, wenig wirksame und/oder sogar gefährliche Methoden des Aborts, Verhütungsmethoden vor der Erfindung der Pille sowie die Kämpfe um die Legalisierung der Abtreibung bis zur Fristenlösung hat der Museumsverein Verhütung und Schwangerschaftsabbruch dokumentiert, Mythen und Gerüchte rund um Verhütung entkräftet und einen bedeutenden Beitrag zur Prävention geleistet. So wird im Museum die einzigartige Möglichkeit gegeben, alles zu erfahren, was mensch schon immer über Verhütung wissen wollte. Davon machen insbesondere Schulklassen Gebrauch, um das oftmals fehlende Wissen von Jugendlichen zu ergänzen.

Im Museum geht es darum, vor allem bei jungen BesucherInnen der Unkenntnis über den eigenen Körper, den Möglichkeiten der Verhütung und fehlender Motivation zur Eigenverantwortung entgegenzuwirken. Schließlich bleibt Aufklärung die beste Prävention. Obwohl bereits die dazugehörige Homepage einem virtuellem Museum gleicht, lohnt sich ein Besuch im Museum schon allein aufgrund der außergewöhnlichen Ausstellungsobjekte, die zu der weltweit größten Sammlung von Verhütungsmitteln zählen. Die Suche nach den Ausstellungsobjekten ist jedoch nicht immer einfach gewesen, da vielen der Besitz der Gegenstände nach wie vor peinlich ist, meint der Leiter des Museums. Dennoch können zum Beispiel erste Kondome aus Schafsdärmen oder Schwimmblasen eines bestimmten Fischs oder Geräte für so genannte Scheidenspülungen im Museum begutachtet werden. Aber auch die Stricknadel als gängstiges antikes Abtreibungsinstrument und die Küche als gewöhnlichster Ort, an dem Abbrüche durchgeführt wurden, fehlen dabei nicht.

Ministerium: Museum kulturell und geschichtlich nicht von Bedeutung

Nicht alle erfreuten sich jedoch an der Eröffnung des durch Privatspenden finanzierten Museums. Kritik daran gab es bereits kurz nach seinem Entstehen. So sprach sich beispielsweise die Wiener ÖVP gegen ein so genanntes Tötungsmuseum aus, und später lehnte auch das Finanzministerium die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für das Museum mit der Begründung ab, dass es kulturell und geschichtlich nicht von Bedeutung sei. Auch die ÖVP-Frauensprecherin Barbara Feldmann meinte, dass es für sie nicht nachvollziehbar sei, warum die Stadt Wien ein Museum brauchte, in dem gezeigt wird, wie man Ungeborene getötet hat und tötet. Anders sah das die Wiener SPÖ. Gemeinderätin Sybille Straubinger zufolge könne es nicht genug Aufklärungsarbeit geben.

Auch die ehemalige Frauenministerin (SPÖ) Johanna Dohnal betonte bei der Eröffnung des Museums, dass die Situation für Frauen sich zwar verbessert habe, in der Gesellschaft wären aber noch immer Widerstände gegen Geburtenkontrolle zu spüren, etwa in der Kirche. Dies zeigt sich unter anderem auch daran, dass sowohl die Gynmed als auch das Museum von militanten AbtreibungsgegnerInnen der Organisation Human Life International (HLI) belagert und öffentlich gegen die beiden Institutionen gehetzt wird. HLI-AktivistInnen schrecken nicht davor zurück, Frauen tagtäglich zu belästigen und zu beschimpfen, um sie davon abzuhalten, eine Abtreibung durchzuführen. Wenngleich sich DDr. Fiala für das Wegweiserecht, das derartige Aktivitäten verbieten soll, stark macht, zeigt er sich nach wie vor gesprächsbereit.

So wurde Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, nachdem er angekündigt hatte, Empfängnisverhütung neu diskutieren zu wollen, vom Verhütungs- und Schwangerschaftsabbruchsmuseum eingeladen, damit er sich gründlich mit Geschichte, Gegenwart und Plänen für die Zukunft sowie mit Ursachen, Zuständen und Auswirkungen verschiedener Interventionen befassen könne. Im Verhütungsmuseum sind nämlich mittels Filmen, Statistiken, Zeitungsausschnitten nicht nur historische Methoden der Kontrazeption zu sehen, sondern auch aktuelle wie die Spirale, die Pille oder der Hormonring. Als zukünftige Lösungen stellt das Museum unter anderem die Dreimonatspille oder Hormoninhalatoren in Form von Nasensprays vor und hält über neue Entwicklungen auf dem Laufenden. Es ist eben ein außergewöhnliches Museum mit einem spannenden Thema.

Info:

http://www.verhuetungsmuseum.at/

Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch

Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock

1150 Wien

E-Mail: info@muvs.org

Öffnungszeiten:

Mi. bis So., 1418 Uhr