Die schönen Jahre sind vorbeivorstadt

Mehmet Emir fotodokumentiert den Wandel seiner kurdischen Heimat

Unser Kolumnist, Herr Hüseyin (im bürgerlichen Leben Mehmet Emir), hat neben dem Schreiben noch viele andere Talente, angefangen vom Fußballspielen über Schauspielen und Musizieren bis hin zum Fotografieren, das vor allem in den letzten Jahren von immer größerer Bedeutung für ihn geworden ist. Mehmet Emir folgte als Sechzehnjähriger aus dem kurdischen Teil der Türkei seinem gastarbeitenden Vater nach Wien, aber nicht, um es ihm gleichzutun, sondern um hier Fußballprofi zu werden.

Foto: Mehmet Emir

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Die Tiere werden im Heimatdorf von Mehmet Emir weniger – ein Indikator für die Modernisierung

Emir sen. ist Vertreter der ersten Generation an Gastarbeitern, und dem Sohnemann blieb zunächst das Hackeln am Bau auch nicht erspart. Der Vater wurde allmählich über den Gastarbeiter hinaus zum Gastarbeiter-Fotografen. Das bedeutet, er lichtete seine Kollegen ab, natürlich nicht in den realen (tristen) Verhältnissen, sondern in beschönigenden Szenerien, um den zurückgebliebenen Familie den Goldenen Westen vorzugaukeln.

Sohn Mehmet, der das Fotografieren vom Vater gelehrt bekam, drehte den Spieß um. Mindestens einmal im Jahr sucht er seine Heimat auf, um ihren Wandel möglichst realistisch festzuhalten. Eine klitzekleine Auswahl aus den rund 20.000 Aufnahmen, die in nunmehr über dreißig Jahren entstanden sind, zeigt das MUSA in seiner Startgalerie in den Sommermonaten.

Mehmet Emir verschweigt im Gespräch über seine Arbeit mit dem Titel «Viele Jahre» nicht, dass er schön langsam die Lust an diesem Projekt verliere, denn seine Heimat (Cigirli/Hozat/Tunceli, Anm.) vermittle ihm mittlerweile das Gefühl, sich irgendwo in Europa zu befinden. Mit der zunehmenden Mobilität ist die regional-spezifische Ausprägung verloren gegangen. Der Fotograf nennt zwei plastische Beispiele: Der Stil der Kleidung und die Art, Häuser zu bauen, hätten sich in den letzten Jahren ganz stark verändert.

INFO:

Eröffnung am 7. Juli um 19 Uhr. Die Ausstellung ist dann bis zum 25. August bei freiem Eintritt zu sehen.