♦ Freifahrtaktionen
Ab 1. Jänner 2013 werden die Einwohner Tallinns ihre Busse, Trolleys und Straßenbahnen gratis nutzen können. Besäße Bürgermeister Häupl den Mut seines
estnischen Kollegen Savisaar, würde er – mithilfe des Nulltarifs – viele Probleme mit einem Schlag lösen. Die Polizeigefängnisse würden sich schlagartig leeren. Derzeit sind sie voll mit Menschen, die sich die Strafen wegen Schwarzfahrens nicht leisten können. Kritiker_innen der österreichischen «Sicherheitspolitik» bezeichnen das Polizeigefängnis Rossauer Lände als das größte Armenasyl Österreichs. GratisÖffis würden nicht zuletzt viele Menschen motivieren, im Stadtverkehr nicht mehr das Auto zu benützen. Der Nulltarif ist finanzierbar, weil die Einnahmen aus dem Ticketverkauf ohnehin nur ein kleiner Teil der Gesamteinnahmen der Verkehrsbetriebe sind. Das war, knapp formuliert, der Hintergrund der Spaßguerilla-Aktion der Augustin-Kolporteur_
innen am Freitag, den Dreizehnten. «Wien muss Tallinn werden», hieß die Devise. Dem
großteils entsetzten Personal der Wiener Linien und den großteils amüsierten Fahrgästen der U4 und der U1 wurde ein im Sinn des Wortes «Theater der Unterdrückten» geliefert. Eine «umgekehrte Fahrscheinkontrolle» überraschte
ertappte Schwarzfahrer_innen: Ihnen wurden keine Strafverfügungen ausgehändigt, sondern als Dankeschön ein Stamperl Wodka vom «F13 Bordservice». Dass es zu keinen wirklichen Amtshandlungen gegen die Aktivist_innen kam, war dem Einsatz der Wiener «Rebel Clown Army» zu verdanken. Ihren unverschämten Irritationen gegenüber wirkten die Sicherheitsorgane, ob privat oder staatlich, teilweise wie paralysiert.