40 Millionen für die Raikaenkeltochtertun & lassen

Casinosperre in Argentinien mit Folgen

Wir berichteten im Augustin 357: Das Engagement der Raiffeisenverwandtschaft in Sachen Glückspiel in Argentinien hat vorerst Pause, die Konzession wurde entzogen. Die argentinischen Behörden nannten den Begriff Geldwäsche und stoppten das Spiel der Auslandstochter ENJASA. Jetzt kostet das argentinische Abenteuer echtes Geld.Nicht nur der Ruf des Glückspielkonzerns wurde zerzaust, jetzt muss der Mutterkonzern der Casinogesellschaft ENJASA in Südamerika, die Casino Austria International Holding GmbH (CAI), eine 100-Prozent-Tochter der Casino Austria AG (CASAG), die wiederum zu einem Drittel der Raiffeisengruppe zuzuordnen ist, nach dem Debakel in der Pampa von der CASAG mittels 40 Millionen Euro-Kapitalerhöhung gestützt werden. Die geldgebende CASAG betont ausdrücklich, dass die Aktionäre der CASAG, das sind zu einem Drittel diverse Raiffeisenfirmen, nicht zur Kasse gebeten würden. Der Zuschuss an die CAI werde «aus eigener Kraft» gestemmt, sagt CASAG-Sprecher Martin Himmelbauer. Über den Begriff «aus eigener Kraft» diskutieren jetzt die Anteilseigner, beispielsweise die Genossenschafter jener Raiffeisenkassen am Land, die wiederum über die jeweiligen Raiffeisenlandesbanken oder Umwege (Leipnik-Lundenburger und andere) an den Aktienpaketen der CASAG beteiligt sind. «Aus eigener Kraft»: Übersetzt aus der Business-Brainwash-Sprache in übliche Umgangssprache bedeutet dies, die Ertragslage des Mutterkonzerns CASAG lässt es zu, der Tochter CAI 40 Millionen auf den Tisch zu legen. Benötigte die CAI diese Kapitalerhöhung nicht, so wäre diese Summe dem Ertrag der CASAG zuzurechnen und sollte letztendlich bei den Anteilseignern landen. Bevor wir uns aber um die Anteilseigner der Casino Austria AG allzu viele Sorgen machen und darüber rätseln was die mit dem Geld machen könnten, ist es interessant, die Summe der Kapitalerhöhung der Raiffeisenenkeltochter in Relation zu Ziffern österreichischer Sozial- oder Bildungspolitikpolitik zu bringen: 40 Millionen Euro könnten an Stelle der Kapitalerhöhung für eine Glückspielgesellschaft in die derzeit bestehenden rund 6000 österreichischen Schulen investiert werden. Für jede Schule würde das eine brauchbare Summe von rund 6600 Euro ergeben. Für Projekte, für Exkursionen, für Aktionen etc. Oder: Mit 40 Millionen Euro wären rund 112.000 Jahrestickets der Wiener Linien bezahlbar. Für Mindestsicherungsbezieher_innen, Mindestrentner_innen und so viele andere. Naiv? Vielleicht, aber möglich. Bleibt nur die prizipielle Frage, ob mit Glückspiel und mit dem damit verbundenen Elend wie Spielkrankheit, Gewinne, zu welchem Zweck auch immer, generiert werden sollen.

Zurück in die reale Welt der Gibelkreuzbeteiligung: Das Desaster in Argentinien ließ Investoren in Anleihen der CAI aufhorchen. Fällt die CAI mit Engagements wie in Südamerika auf die Nase, so ist dies auch für die Käufer von Anleihen der CAI von Bedeutung. Die Konzernzentrale reagierte umgehend und teilte den Anleihezeichner_innen mit, alles sei in Butter, Kapitalgeber nicht in Gefahr. Per APA wurde verkündet: «Um die Interessen der Anleihegläubiger der Casinos Austria International Holding GmbH als Emittentin der 2017 fälligen Anleihe (ISIN AT0000A0JE42) bestmöglich abzusichern und jegliche Verschlechterung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage hintanzuhalten, wurde der Emittentin von ihrer Muttergesellschaft Casinos Austria AG ein Zuschuss gewährt, der dem Verkehrswert der Enjasa entspricht und auch die bis 2017 zu erwartenden Ergebnisbeiträge aus der Operation in Argentinien abdeckt.»

Die Muttergesellschaft «gewährt einen Zuschuss». Hinter dem gönnerhaften Gehabe der Konzernchefs mit Raiffeisenbackground (Vorstandsvorsitzender Karl Stoss war von 2001 bis 2005 im Vorstand der Raiffeisen Zentralbank AG) steckt ein für Raiffeisenbeteiligungen untypisches Drama: 2011 hat die Auslandstochter der CASAG einen Rekordverlust von 54 Millionen Euro eingefahren. Damals hat das Defizit der CAI nahezu den gesamten Ertrag der Gruppe in Österreich gekostet. Dies, obwohl die CAI intern früher als Cashcow gesehen wurde. Die Folgejahre liefen besser, aber auch nicht berauschend – es blieben Verluste, die auf das Gesamtergebnis des Konzerns drückten.

Anderes Thema, andere Baustelle: Casinochef Karl Stoss ist im Zweitberuf Vorsitzender des Österreichischen Olympischen Komitees. Anlässlich des Themas Homophobie in Russland erklärte Stoß zur laufenden Debatte: «Man sollte sie nicht auf dem Rücken des Sports, sondern generell austragen. Da muss man aber auch die Wirtschaftsbeziehungen infrage stellen. Und davor würde ich warnen.» Der AUGUSTIN fragt: «Herr Stoss, wann übertrumpfen Wirtschaftsbeziehungen Menschenrechte?»