Alle Götter auf unserer SeiteArtistin

Regisseur Julian Pölsler über die Literaturverfilmung "Die Wand"

Die Wiener Filmproduktionsgesellschaft coop99 arbeitet in Gosau/Oberösterreich an einem neuen, engagierten Filmprojekt. «Die Wand», der bekannte Roman von Marlen Haushofer, in dem eine Frau komplett abgeschnitten von jeglicher Zivilisation in einer Jagdhütte allein mit Tieren lebt, wird gerade mit Martina Gedeck verfilmt. Der Augustin traf Regisseur Roman Pölsler zum Gespräch über sein Herzensprojekt. Wie nahe ist Ihr Film am Haushofer-Roman?

Es wird viele geben, die sagen, dass unser Film zu nahe am Roman ist, und wieder andere werden sagen, das hat ja gar nichts mit dem Roman zu tun. Aber da ich schon so lange an der Realisierung von «Die Wand» arbeite, habe ich mich daran gewöhnt, dass jeder Leser des Romans einen eigenen Film in sich sieht. Interessant war für mich, dass ich mit internationalen Script-Doktoren und Dramaturgen am Drehbuch gearbeitet habe und all jene, die den Roman nicht kannten, waren von meinem Drehbuch begeistert.

Mit wem haben Sie da in der Drehbuchentwicklung zusammengearbeitet?

Mit Syd Field (amerikanischer Drehbuch-Guru, Anm.) oder mit dem Ehepaar David und Janet Peoples, das sind die Drehbuchautoren von Filmen wie «Blade Runner» oder «12 Monkeys». Und die waren von meinem Drehbuch zu «Die Wand» schwer beeindruckt. Probleme gab es nur mit Leuten, die den Roman gut kannten, aber das ist wahrscheinlich ein Phänomen, das sich bis zur Kinopremiere durchziehen wird.

Wie kam dieses Projekt zustande?

Das ist eine längere Geschichte. Das erste Mal habe ich «Die Wand» 1986 gelesen und sofort habe ich gewusst, dass ich diesen Roman verfilmen will. Damals waren allerdings die Rechte vergeben und ich musste warten. 2003 bin ich dann über Bruno Wagner (Produzent, Anm.) zur coop99 gekommen und dort habe ich dann die richtige Unterstützung erhalten, sodass dieses Projekt erst richtig in die Gänge gekommen ist. Da waren dann auch die Rechte wieder verfügbar und jetzt arbeiten wir seit sieben Jahre daran! Bei der coop99 war das Schöne, dass ich plötzlich mit fünf Produzenten an einem Tisch gesessen bin, von denen zwar jeder eine eigene Meinung zum Roman hatte, aber unser Denken ging dennoch in eine Richtung. Und diese Richtung, so glaube ich, ist auch die Richtung, die Marlen Haushofer in ihrem Roman vorgegeben hat. Das Schreiben des Drehbuchs war natürlich eine große Herausforderung, da man, wenn man sich mit diesem Roman so intensiv auseinandersetzt, leicht in eine Depression verfallen kann. Aber durch die gute Unterstützung durch die coop99 bin ich nicht in diese Depression gestürzt. (lacht)

Gefilmt wird mit der neuen RED Digitaltechnologie. Warum nicht mit herkömmlichen 35mm Filmkameras?

Wir mischen auch. Aber die Digitalkamera kommt vor allem deshalb zum Einsatz, da wir sehr viele Tieraufnahmen haben. Wir drehen mit Hunden, Katzen, Kühen. Da ist der Arbeitsfluss ein leichterer, wenn man nicht auf jeden Meter Filmmaterial schauen muss.

Das Wetter hat bei den Dreharbeiten bisher nicht immer mitgespielt, oder?

Den Wettergott hatten wir nicht immer an unserer Seite, das stimmt. Aber sonst hatten wir, denke ich, bis jetzt alle Götter auf unserer Seite. (lacht)