Augustinerin: Ekatarina
Ich verkaufe den AUGUSTIN seit 7 oder 8 Jahren. Auch meine ältere Tochter verkauft den AUGUSTIN. Wir sind aus Timișoara. Ich verkaufe in Floridsdorf und meine Tochter im 20. Bezirk. Ich bin bei einem Eurospar. Am Anfang war es schwer, aber jetzt ist es ok. Alle Leute hier kennen mich, weil ich seit vielen Jahren an diesem Platz bin.
Ich kann nicht mehr jeden Tag Zeitung verkaufen gehen, weil ich schwere Probleme mit der Gesundheit habe. Ich gehe zweimal pro Woche oder dreimal, wenn ich mich etwas besser fühle. Morgen ist wieder eine ärztliche Kontrolle und die letzte Eisen-Infusion. Ich habe einen sehr starken Eisenmangel und auch Diabetes. Alles hat angefangen mit einem kleinen Myom. Ich habe eine Behandlung erhalten, die ich nicht hätte machen müssen. Ich bin dadurch auch sehr müde und schlafe sehr viel. Ich habe auch Probleme beim Atmen. Morgen ist also die letzte Infusion und Kontrolle, und dann bekomme ich einen Termin für die Operation. Trotzdem vertraue ich hier den Ärzten nicht, weil ich ja schon die Erfahrung habe, dass die Ärzte sich hier nicht so kümmern oder genau untersuchen, weil ich aus Rumänien komme. Ich weiß, dass es in Österreich die besten Ärzte der Welt gibt, aber ich vertraue ihnen nicht mehr. Weil sie keine Geduld zum Erklären haben und so weiter. Ich möchte mich lieber in Rumänien operieren lassen, aber das kostet und wir haben kein Geld.
Ich bin mit meinen beiden Töchtern hier. Die ältere Tochter hat versucht, in Österreich arbeiten zu gehen, aber die nehmen dich nicht so einfach ohne Beruf. Sie sucht noch immer Arbeit, aber wenn sie sehen, du kannst nicht so gut Deutsch, nehmen sie dich nicht. Ich selbst kann fast gar nicht mehr arbeiten, wegen der Gesundheit, und ich kann fast gar nicht Deutsch. Auch mit dem Rücken habe ich Probleme.
Ich hole die Zeitungen hier im AUGUSTIN-Vertrieb, aber in letzter Zeit seltener, meine Tochter holt meistens auch für mich die Zeitungen. Ich kann auch nicht so weit zu Fuß gehen. Diese Tochter verkauft von der Früh bis am Abend den AUGUSTIN. Die andere Tochter macht den Haushalt, sie putzt, sie kocht. Sie ist 18. Wir suchen jetzt einen Job für sie. Für mich ist das Verkaufen ok, aber für meine Töchter wäre ein Job besser.
Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Mario Lang
