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Augustinverkäuferinnen Juliana und Juliana

Juliana Jr: Meine Eltern waren schon vor mir beim Augustin. Es war schwer für uns, und wir konnten hier nicht gut leben. Deshalb war ich sehr froh, als ich den Augustin-Ausweis bekommen habe. So habe ich auch Deutsch gelernt, weil ich viel Kontakt mit Leuten hatte beim Verkaufen.
Juliana Sr: Die Leute sind sehr freundlich zu mir. In Rumänien bekomme ich gar kein Einkommen. Ich war über meinen Mann versichert, aber als er gestorben ist, konnte ich keine Versicherung mehr bekommen. Ich habe nichts und bin leider krank.
Juliana Jr: Ich war mit ihr hier in Wien bei der Caritas, dort bekommt sie Hilfe. Und ich bin leider auch krank und muss viele Tabletten nehmen. Aber ich bin dankbar, denn es ging mir schon viel schlechter. Ich habe im Spital gearbeitet, aber wegen meiner Krankheit musste ich die Arbeit verlassen, obwohl ich sie sehr gern gemacht habe.
Juliana Sr: Als mein Mann krank wurde, konnten sie nichts machen in Rumänien, aber hier bekam er eine Chemotherapie. Das hat sein Leben um sechs Jahre verlängert. Es ist sehr schön, wenn du zuhause in deinem eigenen Land bist. Aber hier ist es besser, denn es gibt so viel Hilfe. Was wichtig im Leben ist, ist Gesundheit. Denn dann kannst du arbeiten und machen, was du möchtest.
Juliana Jr: Der Augustin hat uns schon viel geholfen. Viele Leute im 21. Bezirk haben uns geholfen, die Miete zu zahlen. Ich bin bekannt dort, weil ich schon als Kind meinen Vater beim Zeitungsverkauf begleitet habe. Das war für mich das Schönste. Ich konnte mit Leuten reden und von unseren Problemen erzählen. Sie haben mich sehr gern gehabt. Aber es ist nicht mehr so, wie es mal war. Als ich jünger war, haben wir viel gelacht, gespielt, Späße gemacht. Jetzt gehe ich nicht mehr gern zu meinen Freundinnen und Verwandten, denn wenn ich komme, reden sie nur über ihre Probleme. Ich will das nicht mehr hören, deshalb gehe ich auf Distanz.
Juliana Sr: Wie willst du das machen, die Probleme loswerden? Die schlechten Gedanken kommen wieder und wieder. Wenn ich zuhause bin und diese negativen Gedanken bekomme, spiele ich mit den beiden Kindern meiner Tochter oder ich koche. Die Kinder helfen sehr viel.
Juliana Jr: Es macht uns sehr glücklich, wenn wir alle zusammen sind. Das gibt uns Kraft zum Weiterleben. In unserem Haus in Rumänien hat schon mein Urgroßvater gelebt, und alle Generationen danach sind dort aufgewachsen. Als ich klein war, gab es hinter unserem Haus viel Natur und Platz zum Spielen. Da waren wir schon alle zusammen. Ich bin verheiratet und habe zwei Mädchen. Ich sage ihnen immer: Du musst durch alles, was schlimm ist, durchgehen. Das Leben ist nicht nur schön. So hat mich das Leben gelehrt. Meine Mama wollte mir diese Probleme nicht mitgeben. Ich bin dankbar für meine Mama, denn sie hat mich geboren. In guten und schlechten Zeiten war sie immer für uns vier Kinder da.
Juliana Sr: Ich bin dankbar, dass Juliana und die Kinder bei mir sind. Mit diesem bisschen, das wir haben, helfen wir uns gegenseitig. Wir teilen alles.

Juliana und Juliana erzählen von sich und vom Augustinverkaufen auch auf Radio Augustin (nachzuhören auf cba.fro.at/495977) und ab 22. 4. 21 Uhr im Augustin TV auf Okto (die Sendung wird eine Woche lang wiederholt und ist danach im Okto Archiv und auf YouTube abrufbar).

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang

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