Alles bleibt anderstun & lassen

eingSCHENKt

Der Sozialbericht wurde präsentiert. Darin sind die jeweils aktuellen Daten über Armut und Einkommen enthalten. Stehen dort schwarz auf weiß und trotzdem wird verharmlost und verdrängt. Oder gerade deswegen. Is eh alles super! Wir machen, was wir können! Net jammern, sondern zufrieden sein! Keep smiling!

­Ist schon brutal, welche Energie in Beschwörungsrituale investiert wird, nur, um sich die Realität vom Leibe zu halten.

5,9 Prozent sind akut arm, das sind 460 000 Personen. Die Betroffenen haben geringes Einkommen weit unter dem Schwellenwert von 780 und können sich abgetragene Kleidung nicht ersetzen, die Wohnung nicht angemessen warm halten, keine unerwarteten Ausgaben tätigen, sie weisen einen schlechten Gesundheitszustand auf, sind chronisch krank, leben in feuchten, schimmligen Wohnungen.

Mindestens einer dieser Lebensbedingungen muss zutreffen, um von akuter Armut sprechen zu können, meist sind es mehrere. Armutsgefährdung weist auf knappe Ressourcen hin, ist aber nicht mit Armut zu verwechseln. Neben dem Einkommen geht es bei Armut immer um schwierige und eingeschränkte Lebensbedingungen. Erst wenn beides zusammenkommt, spricht man von Armut. Armut ist Stress, Armut macht krank, Armut macht einsam, Armut nimmt Zukunft.

Besonders bei länger andauernden Einkommenseinbußen werden in Armutshaushalten anteilige Ausgaben für Bildung und Kultur zugunsten der Ausgaben für Ernährung und Wohnung verringert. Angesichts reduzierter Einkommen müssen Einschränkungen in den Ausgaben für Bildungserwerb vorgenommen werden. Armut nimmt Zukunft. Die Mobilität aus der Armut heraus steht in enger Wechselbeziehung zu gesellschaftlicher Ungleichheit insgesamt. Je sozial polarisierter eine Gesellschaft ist, desto mehr Dauerarmut existiert, desto stärker beeinträchtigt sind die Zukunftschancen benachteiligter Jugendlicher.

Erfahrungsgemäß hat jede Partei ihre „Lieblingsarmen“, was eine ganzheitliche Sicht in der Armutsbekämpfung erschwert. Neben AlleinerzieherInnen, PensionistInnen und kinderreichen Familien, die öfters genannt werden, gehören auch ImmigrantInnen, Langzeitarbeitslose und Working Poor zu den hauptgefährdeten Gruppen.

Zwei interessante Erkenntnisse liefern die Daten des Sozialberichts:

ImmigrantInnen sind auch nach längerer Aufenthaltsdauer mit Barrieren konfrontiert, die die Integration in den Arbeitsmarkt erschweren. Dies veranschaulicht, dass es nicht allein die Ausübung einer Erwerbstätigkeit ist, die das Armutsrisiko senkt, sondern es darauf ankommt, welche Erwerbsmöglichkeiten einer bestimmten Bevölkerungsgruppe auf dem Arbeitsmarkt überhaupt offen stehen.

Weiters weist der Sozialbericht auf die große Zahl von Working Poor hin. Dies zeigt, dass nicht sozial ist, was Arbeit schafft; sondern sozial ist Arbeit, von der man leben kann.

Aber net jammern, sondern zufrieden sein! Keep smiling!

Alles bleibt anders.

Martin Schenk

teilen: