Comic
Aleksandar Zograf durchsucht Archive wie Flohmärkte. Seine Schätze sind Tagebücher, Briefe, Gedichte, Zeitungsnotizen, Fotos und Zeichnungen, die er in seine Comics einbettet. Mit dieser Sammlung führt uns der Zeichner nach Jugoslawien während der deutschen Besatzung 1941–1944: Es ist Krieg, es herrscht Not, es gibt Grausamkeiten, aber auch Menschen, die Widerstand leisten. Es gibt Konzentrationslager wie jenes in Sajmište. Es gibt Menschen wie Hilda Dajč, eine gebürtige Wienerin, die freiwillig dorthin geht, um in der Krankenstation zu helfen. Sie wird nicht überleben. Ihre Briefe tun es. «Alles Philosophieren endet am Stacheldrahtzaun», schreibt sie und beweist durch ihr Tun, dass dem nicht so ist. Noch unter schlimmsten Bedingungen schreiben Menschen: Briefe, Gedichte, Lieder.
Zograf ist ein essayistischer Autor, er notiert, zitiert, reflektiert. Seine Fundstücke sind der Geschichte entfallene Ereignisse. Er entreißt sie der Vergessenheit, er rückt etwas zurecht. Seine Zeichnungen sind Gemälde in Miniaturform, expressiv, surreal, von großer Intensität. Endlich gibt es einen Band auf Deutsch: ein großes Verdienst des Wiener Verlags!
Aleksandar Zograf: Partisanenpost
bahoe books 2020
144 Seiten, 19 Euro