Alltagsgeschichten: John W., MilliDichter Innenteil

John W., 50 Jahre

Ich bin arbeitslos geworden: zu viel Arbeit, zu viel Alkohol. Und niemand hatte für mich Zeit. Als meine Mutter gestorben ist, war mir alles zu viel. Da hatte ich eine Idee und habe ich meinen landwirtschaftlichen Betrieb hergeschenkt an meine Schwester. Dann habe ich einen Entzug angefangen im Spital, aber ich habe es nicht ausgehalten. Ich war dann obdachlos und habe jahrelang auf einem Jägerhochsitz geschlafen. Meine Schwester hat mir zu einer Wohnung in Linz verholfen. Dann bin ich nach Wien gezogen. Und seitdem bin ich ein trockener Alkoholiker. Und seitdem kann ich wieder essen und gut schlafen.

Wenn ich in der Politik wäre, würden Mieten nie teurer werden.

 

Milli, 61 Jahre

Ich sitze im Park, weil schönes Wetter ist. Ich lese gerne, mache Handarbeiten – Häkeln, Stricken usw. In Wien habe ich gewohnt, dann habe ich meine Wohnung verloren. Meine Hunde habe ich zu meiner Tochter gegeben, aber schlafen konnte ich nicht bei ihr, weil ihre Wohnung zu klein ist. Da ich obdachlos war, habe ich eine Zeitlang in der Gruft geschlafen. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Aber ich bin schon froh, dass ich vor kurzem eine Wohnung in Niederösterreich bekommen habe. Meine beiden Hunde sind wieder bei mir.

Ich bin zufrieden gewesen in der Gruft, da das Personal sich für uns einsetzt, und das Essen schmackhaft ist. Wie gesagt, ich bin froh, eine Wohnung zu haben, aber wenn es mir zu langweilig wird, gehe ich in die Gruft auf Besuch. Ich weiß aber nicht, ob ich es dort noch lange ausgehalten hätte.
Ich bin schockiert, dass viele älteren Damen und Herren, die hier nach dem 2. Weltkrieg alles aufgebaut haben, so wenig Pension kriegen. Von der Politik wünsche ich mir, dass diese Menschen mehr Pension bekommen.