Alte Buchstaben – neue Bestimmungenvorstadt

Natalie Deewan präsentiert Werkschau mit Postkarten

Haben Sie schon einmal die TRUE FACTS ARENA in Floridsdorf besucht? Sie befindet sich bei der S-Bahn-Station Siemensstraße quasi als Ableger vom CAFE RESTAURANT des mittlerweile abgerissenen Hotels Karolinenhof in Jedlesee. Oder die PURE ZEIT? – eine ehemalige PUTZEREI in der Josefstadt.
Sie merken schon, es handelt sich hier um Buchstabenverdrehereien. Die dafür verantwortliche Künstlerin, Augustin-Autorin und Gastronomin Natalie Deewan, sagt Leerstandsanagramme dazu. Sie nimmt Beschriftungen von aufgelassenen Geschäftslokalen ab und arrangiert die Buchstaben an Fassaden anderer Gebäude zu Wörtern mit neuen und oft sehr skurrilen Bedeutungen. Vielleicht erinnern Sie sich noch an ihre Anagrammrätsel-Reihe «Geschäfte außer Dienst» in dieser Zeitung.
INTERNET WAR GESTERN, diese Behauptung ist auf einer ehemaligen Parkgarage, die zurzeit unter Garage Grande zwischengenutzt wird, in Ottakring zu lesen und dient zugleich als Motto für eine Werkschau von Natalie Deewan. Sie greift dabei aufs Analoge zurück, auf ein altes Medium, nämlich auf Postkarten mit insgesamt beinahe einhundert verschiedenen Motiven, thematisch auf vier Booklets aufgeteilt.
Das erste trägt den Titel Angewandte Literatur. Text am Bau, aus dem auch die drei oben genannten Beispiele stammen. Nummer zwei zeigt die Retzer Mauerschau, eine Außenwandgemäldegalerie im Ignazigässchen in besagter Stadt, die mit 500 Einzelbildern von Mauern aus Znojmo und natürlich Retz behängt worden ist. Deesign, das dritte Postkartenbooklet dient als Portfolio, der Titel spielt wohl auf den Familiennamen der Künstlerin an. Es zeigt unter anderem gestalterische Arbeiten für die Deewan-Gastrobetriebe, die die Konzeptkünstlerin mitgegründet hat.
Den Abschluss bildet das Booklet Der gemischte Satz, wiederum ein Anagramm-Projekt, für das sie mit Fabian Faltin und Heinrich Steinböck im Mostviertel auf «Landschriftspurensuche» gegangen ist. Fündig ist dieses Trio beispielsweise bei der MOLKEREI MANK geworden, die dazu animiert hat, KALKMEMOIREN zu schreiben.

Booklets
Nr. 1–3 (je 25 Postkarten, A6) je 9,60 Euro
Nr. 4 (22 Postkarten, A5) 14,40 Euro
Im gut sortierten Buchhandel erhältlich