Auch in der Alten Schmiede, einem der Literaturzentren der Stadt Wien, wird 20 Jahre Augustin gefeiert. Auf Initiative des Schriftstellers Ilija Trojanow verbandeln sich Alte Schmiede und Augustin, um in einer sechsteiligen Gesprächsrunde unter dem Titel «Weltbefragung» entscheidende Entwicklungen der Gegenwart zu thematisieren. Vier Männer und zwei Frauen – allesamt Persönlichkeiten, deren Nachdenklichkeit ebenso bekannt ist wie deren Lust, das Bestehende durch Handlung und durch Analysen in Frage zu stellen – haben sich bereit erklärt, sich mit Trojanow als sechsmaligen Gesprächspartner öffentlich auszutauschen. Die erste Phase der «Weltbefragungs»-Versuche erfolgt im Mai und Juni dieses Jahres.Die Gesprächsreihe startet mit Christian Felber, der Attac Österreich mitbegründete und mit seinem Modell der «Demokratischen Bank» längst auch außerhalb Österreichs auf Aufmerksamkeit gestoßen ist. Trojanow und Felber – und auch die werte Zuhörer_innengemeinschaft – werden sehen, ob sie sich einig darin sind, ob dem neoliberalen System durch Formen der Gemeinwohlökonomie das Wasser abgegraben werden könnte.
Zwei Wochen später ist Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister zu Gast beim 20-jährigen Augustin. Trojanow wird mit ihm über die angebliche Notwendigkeit, alles sukzessive zu privatisieren, und über die «Unzurechnungsfähigkeit» der Analyst_innen und Krisenprognostiker_innen reden. Ende Juni schließlich will Ilija Trojanow vom Philosopgen Konrad Paul Liessmann wissen, worauf wir uns in Zeiten der allumfassenden Privatisierung und Kommerzialisierung überhaupt noch verlassen können. Im Herbst wird die Reihe fortgesetzt.
Ilija Trojanow ist nicht zufällig zu einem Kooperationspartner des Augustin auf einem Feld, das ein wenig abseits vom Geburtstagsgeschehen, inhaltlich aber dem Augustin auf dem Herzen liegt, geworden. Nur wenige Autor_innen der gegenwärtigen deutschsprachigen Erzählliteratur stellen sich mit ihren Buchpublikationen ausdrücklich in den Dienst gesellschaftspolitischer Aufklärung. Mit seinen Sachbüchern Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte (mit Juli Zeh, 2009) und seinem «Essay zur Würde des Menschen im Spätkapitalismus» Der überflüssige Mensch (2013) hat der gebürtige Bulgare und bekennende Anarchist Trojanow wichtige Beiträge zur Auseinandersetzung über die fatalen und inhumanen Entwicklungen der europäischen Gesellschaften geleistet.
Die Gespräche finden am Montag, dem 11. Mai, am Donnerstag, dem 28. Mai und am Dienstag, dem 23. Juni im Literarischen Quartier Alte Schmiede (Wien 1, Schönlaterngasse 9) statt. Beginn ist jeweils 19 Uhr.
www.alte-schmiede.at