Altersarmut: eine von viertun & lassen

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Über 200.000 (12 Prozent) alte Menschen sind von Einkommensarmut betroffen. Davon sind 50.000 (3 Prozent) manifest arm. Sie leiden besonders unter der schlechten Wohnsituation, dem mangelnden finanziellen Spielraum, sozialer Isolation und einem erhöhten Risiko, zu erkranken. Besondere Gefährdung besteht für alleinstehende Frauen in der Pension. Hier ist jede vierte von Altersarmut bedroht.
Pflegegeldbezieher_innen müssen mitunter – auf Grund ihrer geringen Einkommen und gleichzeitig hoher Ausgaben – mit einer überaus prekären Lebenssituation zurande kommen. Armutsbetroffene werden im Alter öfter krank und pflegebedürftig sein als Ältere mit hohen Pensionen, aber gleichzeitig weniger Geld zur Bezahlung sozialer Dienstleistungen zur Verfügung haben. Mit geringerem Einkommen steigt nicht nur das Sterberisiko, sondern auch die Dauer der gesundheitlichen Beeinträchtigung beziehungsweise der Pflegebedürftigkeit. Menschen mit geringem sozialem Status haben im Alter weniger von Behinderung freie Jahre in Gesundheit zu erwarten als Menschen mit höherem sozialem Status. Armut macht krank und Menschen schneller zum Pflegefall.

Das höchste Risiko, im Alter auf eine Mindestpension angewiesen zu sein, haben Frauen, selbst wenn sie längere Versicherungsdauer aufweisen, aber in ihrem Leben niedrige Einkommen mit längeren Teilzeitphasen bezogen haben. Wichtigste Ursachen für Altersarmut sieht der Armutsforscher Richard Hauser deshalb auch in mehreren Faktoren: «Fehlende Universalität der Alterssicherungssysteme; niedrige Erwerbseinkommen; längere Perioden der Arbeitslosigkeit; vorzeitige Erwerbsunfähigkeit; längere Krankheiten; Scheidungen; Zuwanderung im mittleren Alter, ohne dass bereits ausreichende Alterssicherungsansprüche erworben und mitgebracht wurden.»

Ein Pflegenetz, das über die Familie hinausreicht, wirkt entlastend und reduziert soziale Ungleichheiten. Weiters entscheiden die Kriterien des Zugangs, der Umfang der gewährten Dienstleistungen sowie Formen der Finanzierung, ob sich eine sozial ausgleichende Wirkung ergibt oder eben nicht. Beispielsweise führte in Deutschland die getrennte Einrichtung einer – einerseits – Pflegeversicherung für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung und – andererseits – einer privaten Versicherung für Selbstständige, Beamt_innen und höhere Einkommensbezieher_innen zu einer geringeren Umverteilung der Ressourcen. Dieses Mehrklassensystem ist auch Ursache für die defizitäre Entwicklung der sozialen Pflegeversicherung. Generell kann man in Europa den Trend erkennen, dass Länder mit hoher Steuer- beziehungsweise Beitragsleistung auch einen größeren Umfang an Leistungen für alle Pflegebedürftige bereithalten – egal ob arm oder reich.

Wenn Pflegedienstleistungen nicht leistbar oder nicht vorhanden sind, trifft das Personen mit geringem Einkommen doppelt. Zum einen, weil sie die benötigten Betreuungsleistungen nicht finanzieren können, zum anderen, weil sie häufiger von chronischen Erkrankungen betroffen sind.

Die Fernsehsendung «eingschenkt» wird alle vier Wochen auf OKTO ausgestrahlt. Nächster Sendetermin: 30. 1., 21 Uhr

Oder im Nachhinein zu sehen auf: http://okto.tv/eingschenkt