An der Grundidee festhaltentun & lassen

Augustinerin Susanne Efthimiou

Seit 17. August bin ich, als Nachfolgerin von Evi Rohrmoser, beim Augustin für die Administration und Buchhaltung zuständig. Evi hat mich eingeschult und mir viel Hintergrundwissen mitgegeben.
Ich bin aus Niederösterreich und komme aus einem Mehrgenerationenhaushalt mit Bäckerei. Ich habe viel im Verkauf, aber auch in der Backstube geholfen und es geliebt, wenn ich morgens um 6 Uhr das frische Brot und Gebäck in den Verkaufsraum bringen konnte; an Bäckereien, wo auch immer, komme ich heute noch schwer vorbei, der Duft ist zu verführerisch.
Die Fremdenverkehrsschule habe ich in Bad Ischl gemacht, aufgrund fehlender Arbeitsplätze in Amstetten bin ich 1995 nach Wien gekommen und habe zwei Jahre die Buchhaltung bei Reiseveranstaltern gemacht. Nach einem schweren Unfall war mir klar, dass ich im Sozialbereich arbeiten möchte, für mich reine Büroarbeit zu wenig Kontakt mit Menschen bietet. Die Lebensberater_innen-Ausbildung war sehr intensiv und wichtig für meine Persönlichkeitsentwicklung.
Die folgenden fünf Jahre war ich bei Jugend am Werk und durfte Menschen mit geistiger Behinderung bei ihrer Wohnplatzsuche und Alltagsbewältigung begleiten, so individuell, wie die Menschen waren. In dieser Zeit habe ich wohl am meisten darüber gelernt, wie manch eine_r der Gesellschaft mit Menschen umgeht, die nicht den Leistungskriterien unserer Arbeitswelt und Gesellschaft entsprechen.
Nach der Geburt meiner beiden Kinder habe ich 5 Jahre im Verkauf eines Biohofladens mitgearbeitet.
Bis Ende Juli dieses Jahres war ich bei SMIR, einem gemeinnützigen Verein, der ganzheitliche Hauskrankenpflege im 23. Bezirk anbietet. Dort war ich u.a. für die Vereinszeitung, Administration und für die Beratung von Angehörigen verantwortlich.
Seit 2010 lebe ich in einem selbstverwalteten Gemeinschaftsprojekt. Wir treffen uns jeden Monat zu einer Versammlung, entscheiden gemeinsam unsere Projekte und Vorhaben, haben regelmäßig Arbeitstage im Freiraum. Eine Periode lang war ich als Sprecherin im Leitungsteam. Diese Aufgabe hat mich sehr bereichert. Die Verantwortung, die man damit übernimmt, ist groß, aber es ist auch großartig, diesen Gestaltungsraum einnehmen zu dürfen.
Zur Entspannung gehe ich sehr gern wandern, tanzen oder ins Kino. Ich lese gern und ich mag den Austausch mit Menschen über bewegende und mir wichtige Themen.
Was mich am Augustin beeindruckt ist, wie stimmig an der Grundidee festgehalten wird: durch den Verkauf der Zeitung den Menschen, die aus verschiedensten Gründen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, zu helfen, ihre finanzielle Not zu lindern und mit den Menschen in Kontakt zu bleiben.
Die Unabhängigkeit des Augustin beeindruckt mich ebenfalls, sie trotz aller Aufs und Abs beizubehalten, zeugt von einem starken und kreativen Team. Ich bin stolz, in diesem Team zu sein und mit meiner Arbeit einen Teil zum ­Augustin beitragen zu können.

Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Mario Lang