Aus der KulturPASSage
Früchte des Zorns – diese hochinteressante Geschichte über Abschiebung, Ausbeutung und Provokation von John Steinbeck ist derzeit im Werk X zu sehen. Ich war sehr neugierig, wie Frank Galati diesen Stoff für die Bühne adaptierte. Unter der Regie von Harald Posch wurde diese Adaption des Romans beeindruckend auf die Bühne gebracht. Trotz sehr einfacher Stilmittel wird man von den Geschehnissen gefesselt, vieles geht unter die Haut, sicherlich auch deshalb, weil der Bezug auf die heute vorherrschende Zweiklassengesellschaft eindeutig erkennbar ist. Ein schlichtes Bühnenbild kann so viel zum Ausdruck bringen, z. B. reicht ein weißes Tuch aus, um ein Zelt darzustellen. Mehr war auch in den 1930ern in diversen Auffanglagern nicht vorhanden. Auch ein Förderband ist ständig auf der Bühne präsent. Es verkörpert die Angst vor dem Ungewissen – wohin wird man verschleppt? Es steht aber auch für die fortschreitende Automatisierung, welche noch weniger Arbeitsplätze zulässt. 1938 ist die Familie Joad viele tausende Kilometer unterwegs in Richtung Westen, weil sie in Oklahoma aufgrund einer großen Dürre und Missernten von den Grundbesitzern vertrieben wurden. Was sie erwartet, ist Hungerlohn oder gar keine Arbeit, die Ausbeutung lässt alle Hoffnung verblassen, ständige Entbehrungen führen zu großen Anfeindungen. Als die Familie auseinanderbricht, begeht der Sohn Tom schließlich einen Mord. Um seine Familie und sich selbst zu schützen, schließt sich Tom einer Sekte an und wird zum Wanderprediger.
Ich möchte allen Schauspieler_innen großes Lob aussprechen, absolut überzeugend zeigen sie in ihrem Spiel die große Hoffnung vor der großen Reise, aber auch das ängstliche Verhalten bei ständigen Demütigungen. Mit jeder Enttäuschung keimen die Früchte des Zorns in den Menschen, nicht alle können diese auf
Dauer unterdrücken.
Nächste Aufführungen: 25. und 26. 11., Beginn: 19.30 Uhr
weitere Termine in Planung
Werk X, 12., Oswaldgasse 35A
www.werk-x.at