Die Mundart kommt und geht
Bis er zu Wörtern wie Zwoifeleitn oder zwuzln kommt, wird noch einiges Donauwasser in Passau, der Vorstadt Schärdings, in den Inn fließen. Von dem aus Schärding am Inn stammenden Amateursprachforscher Ernst Stöckl liegt erst der erste Band des insgesamt auf 5000 Seiten orientierten Standardwerks «Schärdinger Wörterbuch der Mundart und Umgangssprache» vor.
Band eins, von A bis D, endet mit Ausdrücken wie dunglad und duslad. Die Amateurhaftigkeit ist dem Buch nicht anzumerken: Stöckl hatte wissenschaftliche Berater aus Wien, Linz und Passau. Die Einzigartigkeit des Wörterbuchs ist aber der Originalität des «Laien» geschuldet: Sämtliche der präzise aufgelisteten Wörter sind in ein bis vier Mundart-Sätzen eingebettet. Er habe versucht, erklärt Stöckl, diese Sätze «gescheiten und dummen, nüchternen und betrunkenen, angeberischen und introvertierten Menschen in den Mund zu legen». Menschen all dieser Kategorien hat der Autor in seinen Wanderungen durch die Region kennengelernt. Eine humorvolle Videodokumentation darüber, die Vorstellung des Gesamtbuchprojekts und Erläuterungen über den Verlust der Dialektwörter bilden den ersten Teil des dritten Abends der Anstalt für Dichtungen aller Richtungen im Augustin. Im zweiten Teil sind die Besucher_innen dieser Augustin-Schreibwerkstatt aufgefordert, einen vorbereiteten Schriftsprache-Text in Wiener Dialekt zu übersetzen. Man wird sich über die Vielfalt der Dialektschreibungen wundern. Die entstandenen Texte sind die Basis für eine Diskussion mit Dialekt-Autorin El Awadalla über die Sinnhaftigkeit der Festlegung von Regeln, wie Mundart geschrieben werden «müsse».