Lokalmatador:in Nr. 556: Sarah Prack
Sarah Prack gestaltet Gärten. Ihre teils eidgenössischen Wurzeln helfen dabei.
Mit dem geschulten Blick und dem Arbeitsgewand der Gartengestalterin betritt Sarah Prack an diesem späten Freitagnachmittag den Kleingarten des Fotografen im Prater. Das private Grünglück soll – naheliegend – als Kulisse dienen. Sofort sieht sie den vom Alter gezeichneten Marillenbaum in der Mitte. War es ein Blitz, ein Sturm, ein Bombentreffer im Weltkrieg? Die alte Sorte ist jedenfalls schon seit vielen Jahren vom Tode bedroht. Doch so ist das in Wien: Totgesagte hängen hier gerne länger am Leben.
Lustgarten
«Vielleicht würde ich Himbeeren und Brombeeren pflanzen», meint die Gärtnerin im zweiten Lehrjahr auf die Frage, was sie dem hiesigen Kleingartenbewohner raten würde. Sie sagt das höflich, fügt dann noch hinzu: «Und einen Feigenbaum, den ganz sicher. Der sieht toll aus, nimmt nicht viel Platz ein und trägt feine Früchte.»
Nach ihrer Matura im Gymnasium in der Wasagasse erntete Sarah Prack nicht unbedingt Verständnis, als sie erklärte, dass sie nicht gleich studieren, sondern lieber eine Lehre angehen möchte.
Im Land ihres Vaters, eines Unternehmers vom Alsergrund, leidet die Lehre immer noch am Image der nur zweitbesten Wahl. Im Land ihrer Mutter, einer Designerin vom Schweizer Ufer des Bodensees, ist das anders. Die Tochter mit eidgenössischem Einschlag sagt: «Dort ist man als Gartengestalterin durchaus angesehen, nicht zuletzt deswegen, weil man auch sehr schön verdienen kann.»
Ihre Faszination für das Erschaffen von prachtvollen Gärten verdankt Sarah Prack auch dem Universalkünstler André Heller. Der hat mit Hilfe von etlichen Profis und viel eigener Fantasie für sich und alle zahlenden Gäste in Marokko einen Paradiesgarten erschaffen.
Mit ihrem Vater hat sie das drei Hektar große Areal Anima in der Nähe von Marrakesch besucht, dort mit Heller persönlich gesprochen und all die aufregenden Eindrücke in ihre vorwissenschaftliche Arbeit einfließen lassen.
Heute ist Sarah Prack zwanzig und weiß sehr genau, wohin ihre berufliche Reise führen soll: «Zunächst möchte ich meine Lehre positiv abschließen und dann viel Erfahrung durch das tägliche Tun sammeln.» Vorstellen könnte sie sich, mit Mitte zwanzig ein Landschaftsarchitektur-Studium zu beginnen. Aber darüber möchte sie sich heute noch keine großen Gedanken machen.
Kleingarten
«Die Arbeit unter freiem Himmel wirkt beruhigend auf mich», erzählt die junge Frau. Auch das Gespräch im Kleingarten nahe der Hauptallee führt sie tiefentspannt und bemerkenswerkt reflektiert.
Ausgebildet wird sie in einer kleinen, feinen Firma. Gemeinsam mit ihren sechs Kolleg:innen von Gartenwerk Tröbinger arbeitet sie in großen privaten Gärten, meist am Stadtrand oder auch jenseits der Landesgrenze von Wien.
Der Idee des Kleingartens kann Sarah Prack dennoch etwas abgewinnen: «Du hast – wenngleich recht klein – dein eigenes Stück Grün in der Großstadt.» Vor dem kleinen Holzhäuschen des Fotografen würde sie eventuell noch einen Hibiskus- und/oder einen immergrünen Spindelstrauch einsetzen.
Zur Auflockerung der kleinformatigen Topographie könnte man darüber hinaus noch eine Trockensteinmauer errichten: «Das wäre eine zusätzliche abiotische, also nicht lebende Facette, die einen schönen Niveauunterschied schaffen würde. Ebenfalls fürs Auge: «Überall dort, wo jetzt Erde zu sehen ist, könnte man diverse Bodendecker pflanzen. Sie verhindern nebenbei die Ausbreitung von Unkraut.»
Augarten
Oft werkt sie im Team eine Woche lang an einem Auftrag. Dabei entstehen großzügige Gartenlandschaften. «Manchmal würde ich auch gerne dort leben», gibt die junge Gestalterin zu. Voerst nimmt sie Vorlieb mit dem Balkon ihrer Wohnung unweit des Augartens. Wenn ihr nach deutlich größeren Grün-Entwürfen ist, dann sind es für sie nur wenige Schritte bis zur ältesten barocken Gartenanlage Wiens.
Ab und zu besucht Sarah Prack auch ihr Mutterland, den Kanton Thurgau, wo die Menschen akkurat arbeiten und ihre Gärten extrem pflegen. Der Blick über den Gartenzaun hilft, unterschiedliche Lebenskonzepte zu erkennen und zu verstehen.
Freitagabend, Feierabend. Übrigens fasziniert die Handwerkerin mit dem grünen Daumen noch ein ganz anderes Grün – in Wien allzu oft ein Kunstrasen: «Ich spiele gerne Fußball.» Derzeit laboriert sie noch an den Folgen eines Kreuzbandrisses. Doch dass sie gemeinsam mit ihren Freund:innen wieder kicken möchte, steht für sie fest. Wenn ihr im Spiel etwas Gutes gelingt, dann ist das so wie bei ihrer Arbeit: «Schon ein tolles Gefühl.»