Schaffen und Wirkung Schütte-Lihotzkys
An baulichen Spuren hinterließ Margarete Schütte-Lihotzky in Wien so einiges – allerdings für eine Architektin dann doch relativ wenig. Das hat mehrere Gründe. Als Frau bekam sie meist weniger prestigeträchtige Aufträge wie die Planung von Kindergärten, Innenräumen und Teilen von Gemeindebauten und Reihenhaussiedlungen. Kein Mensch würde sich von einer Frau ein Haus bauen lassen, fürchteten ihr Vater und ihr Großvater, anlässlich der scheinbar brotlosen Berufswahl Margaretes. Als Kommunistin (Mitglied der KPÖ seit 1939) wurde sie im Nachkriegsösterreich zeitweise boykottiert. Am bekanntesten ist der Schütte-Lihotzky-Trakt des Globus-Verlagsgebäudes im 20. Bezirk, in dem sich der später nach ihr benannte Veranstaltungssaal befand. Das Gebäude wurde in den 90ern privatisiert und stark umgebaut. Ein Abriss konnte durch das Denkmalamt verhindert werden. Dass Margarete Schütte-Lihotzky als Erfinderin der Einbauküche (Frankfurter Küche) gilt, empfand sie selbst als ambivalent, zu oft wurde sie auf diese eine Arbeit reduziert, zu oft wurde sie darauf angesprochen.
In dem von der Architektin Christine Zwingl herausgegebenen Band Margarete Schütte-Lihotzky. Spuren in Wien befassen sich Renate Allmayer-Beck, Bärbel Danneberg, Chiara Desbordes, Elisabeth Holzinger, Ulrike Jenni (verst.), Bernadette Reinhold und C. Zwingl mit der Familien- und Lebensgeschichte Schütte-Lihotzkys, mit ihrer Ausbildung, ihren Wohn- und Arbeitsorten, ihren Bauten und anderem Schaffen sowie ihrem Engagement und Nachwirken als Architektin, Widerstandskämpferin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin, die 2000 im 104. Lebensjahr in Wien starb. Zahlreiche Fotos und Planskizzen ergänzen die Texte. Eine Karte, in der alle Werke, Wohnadressen, Wirkungs- und Gedenkstätten Schütte-Lihotzkys eingetragen sind, lädt förmlich ein zu Stadtspaziergängen auf den Spuren dieser außergewöhnlichen Frau.
Christine Zwingl (Hg.): Margarete Schütte-Lihotzky. Spuren in Wien
Promedia 2021
200 Seiten, 23 Euro