Abschied von Michael Schütte
Aus traurigem Anlass müssen wir uns von einem der präsentesten Augustiner verabschieden: Michael Schütte (1954–2020)
Zu den politisch aktivsten AUGUSTIN-Verkäufer_innen zählte Michael Schütte (1954–2020), der nach langer und schwerer Krankheit Abschied von der Weltbühne nehmen musste. Er besuchte viele Konferenzen zum Thema Armut und soziale Ausgrenzung, beziehungsweise wurde Michi ob seiner Eloquenz gerne als Redner eingeladen. Er habe beide Seiten des Lebens kennengelernt, pflegte er auf diesen Veranstaltungen zu erzählen. Seine Biografie habe sich nämlich vom Rennpferdebesitzer bis zum Obdachlosen erstreckt. Michi ist mit seinem «sozialen Abstieg» offen umgegangen und konnte den Blick von unten auf soziale Belange präzise wie kaum jemand anders beschreiben. Seine rhetorische Formel dazu lautete: «Arm, aber nicht dumm!»
Beim AUGUSTIN war er noch viel mehr als Kolporteur und Aktivist, er gehörte, solange es ihm gesundheitlich möglich gewesen ist, im positivsten Sinne zum Inventar. Er schloss sich mit Leidenschaft der Tischtennistruppe an, besuchte die Schreibwerkstatt und als Ensemblemitglied des 11% K.Theater sollte Michi noch in Peter Turrinis Sauschlachten brillieren – just in der Rolle des sprechverweigernden Außenseiters. Michael Schütte konnte darin zeigen, dass es nicht zwingend Worte braucht, um die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.