Aua, Opernball und InvaliditätspensionDichter Innenteil

Gottfrieds Tagebuch

1. 2.

Das Thema Bundesheer beschäftigt mehr Leute, als ich ursprünglich dachte. Zumindest sagt mir das die Diskussion, in die ich heute geraten bin. Völlig unschuldig natürlich. Ich merke, dass sich die einen vor einer Abschaffung des Zivildienstes fürchten, die anderen vor Naturkatastrophen. Also vor echten, nicht vor diesen chirurgisch optimierten, menschenähnlichen Wesen. Eine Frage stellte sich für mich übrigens von klein auf nie. Nämlich die nach einem Berufsheer. Denn das haben wir doch ohnehin schon sehr lange. Übrigens finde ich es traurig, dass das angeblich am höchsten entwickelte Lebewesen immer noch mit Waffengewalt auf seinesgleichen loszugehen gedenkt.

3. 2.

Aua! Mein Kreislauf spielt mir einen äußerst üblen Streich. Ich war ein wenig in der Stadt unterwegs. Shoppen, wie man jetzt allgemein sagt. Als ich bei mir daheim aus dem Autobus steigen will, wird mir plötzlich sehr schwarz vor Augen, und ich falle auf den Gehsteig. Der Fahrer rennt zu mir und hilft mir auf. Als ich nach einer Weile glaube, dass es mir besser geht, mache ich mich auf den Heimweg. Aber schon wieder wird es dunkel um mich. Irgendwie will mir scheinen, dass meine Beine ihren vorschriftsmäßigen Dienst ganz einfach verweigern. Das Aufstehen wird zur Sonderprüfung, aber gelingt letztlich mehr schlecht als recht. Aber da alle guten Dinge angeblich drei sind … Wäre ich wenigstens besoffen gewesen. Ich schaffe es schließlich doch nach Hause und beginne umgehend oder besser gesagt umsitzend mit einer Inventur meiner 207 Knochen. Das dauert eine Weile, und so hat auch der Schmerz genügend Zeit, sich umfassend auszubreiten. Zusammenfassung: Nichts gebrochen, aber Schulter und Knie geprellt. Aua!

3. 2.

Ich habe mich so lange auf die Superbowlparty der Raiffeisen Vikings gefreut. Ich habe eine Karte dafür, kann mir aber nicht einmal die Schuhe binden. Von Prellungen hat der Mensch ja bekanntlich länger etwas als von einem gewöhnlichen Bruch. So liege ich also daheim und jammere dezent vor mich hin. Dabei fällt mir ein Spruch meiner Mutter ein, die im Hauptberuf offensichtlich Pessimistin war. «Freue dich nicht zu früh, denn dann weinst du wieder.» Ein etwas seltsamer Spruch, der ein Kind durchaus zu verstören vermag.

5. 2.

Ich kann nur auf dem Rücken liegend schlafen. Bekanntlich beginnt der durchschnittliche Homo sapiens sapiens in dieser Lage meistens zu schnarchen. Ich schaffe es, durch mein eigenes Schnarchen geweckt zu werden. Auch nicht schlecht. Husten erweist sich derzeit ebenfalls als Sonderprüfung. Lachen ist ganz schlecht. Und das im Fasching. Ich entdecke, dass links liegen ganz gut funktioniert. Super, besser als rechts. Gesundheitlich und politisch und überhaupt. Aua!

6. 2.

Liegen kann ich ganz gut. Es wäre schön, gäbe es den Beruf des Profiliegers, oder so ähnlich. Mir ist langweilig. Aber diverse Schmerzen fesseln mich an mein Zimmer. Außerdem muss ich meinen Kreislauf genau beobachten. Während ich das tue, schaue ich mich ein wenig im TV um. Das ist allerdings auch nicht ungefährlich. Werbung stellt überhaupt die größte Gefahr dar. Denn abgesehen von der Einfallslosigkeit der Werbemacher wird auch noch die Sprache immer mehr vergewaltigt. «So schmeckt himmlisch», teilt mir eine weibliche Stimme mit. Ich bin verwirrt, denn im nächsten Moment werde ich von der Tatsache in Kenntnis gesetzt, dass es an der Wirtschaftsuniversität Wien einen Lehrgang für Werbung und Verkauf gibt. Ich persönlich ziehe meinen privaten Lehrgang für möglichst schmerzfreies Liegen vor. Aua etc.

7. 2.

Opernball. Nicht mehr so interessant, weil es einfach keine Demos mehr dagegen gibt. Weil ich sowieso gerade nichts anderes vorhabe, sehe ich mir das Ganze heute live im TV an. Das Beste daran sind die Kommentare von Herrn Hohenlohe und Herrn Wagner-Trenkwitz. Die Dauergrinsekatze Mirjam W. verstört mich schon seit Längerem, denn sie wirkt irgendwie nicht echt. Aber egal, ich erfahre viel über Kleider, Handtaschen und wunde Hälse von Männern, die sich normalerweise niemals in derart beengende Hemden zwängen ließen. Außerdem habe ich selber aua.

12. 2.

«Qxfrvb tfzm.kjköjpö-l» Mausi ist enthusiasmiert. Ich bewege mich schon bedeutend besser vorwärts. Außerdem erhielt ich heute die Nachricht, dass mich die PVA in eine befristete Invaliditätspension schickt. Befristet. Na sehr lustig. Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass sich mein Hohlkreuz in nächster Zeit von selbst begradigen wird? Oder dass die Depression in ein anderes Land auswandert? Aber egal, Husten tut immer noch weh, und daher versuche ich, diese Tätigkeit besser dosiert auszuüben. Das erscheint mir durchaus sinnvoll. Der blinde Murli sieht das ähnlich.

14. 2.

Ich schlafe zu den seltsamsten Zeiten. Aber ich schlafe. Leider aber nur mit chemischer Hilfe. Naturkräuter sind ja verboten, obwohl sie sehr wahrscheinlich viel gesünder wären, als diese ganzen chemischen Keulen. Außerdem immer noch ein bisschen aua.

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