Auf ins Fraufeld!Artistin

Musikarbeiter unterwegs … mit Genuss über die eigenen Tellerränder

Der «Sicht- und Hörbarmachung von Musikerinnen» verschreibt sich die Plattform

und Tonträger-Serie Fraufeld. Trockene Materie? Mitnichten! Von Rainer Krispel (Text) und Mario Lang (Foto).

«Ein Jahr von der Idee bis zur Umsetzung, von daher für so ein Projekt voll in time – und schnell.» So umreißt Verena Zeiner, Musikerin, Ini­tiatorin und Kuratorin von Fraufeld den zeitlichen Rahmen der Gründungsphase der schönen Geschichte, in die sie uns mit Sara Zlanabitnig, Flötistin und maßgeblich an der Organisation beteiligt, im Gespräch Einblick gewährt. Das Projekt manifestiert sich dieser Tage mit einer ersten CD, «Fraufeld Vol.1/#001», einer Compilation mit 13 Stücken, komponiert, interpretiert und improvisiert von Frauen. Neben unseren Gesprächspartnerinnen, Verena spielt Klavier im Duo mit Cellistin Maria Frodl, Sara mit der Formation Sirius, Margarete Deppe und Milly Groz, das Stück «klirrekalt», hören wir: Susanna Gartmayer, Agnes Hvizdalek, JuJu – Julia Schreitl, Judith Reiter; Astrid Wiesinger, Beate Wiesinger, strings&noise – Sophia Goidinger-Koch, Maiken Beer, Caitlin Smith; Lisa Hofmaninger, Judith Schwarz, Ingrid Schmoliner, VIVID Consort –Christine Gnigler, Sheng-Fang Chiu, Lorina Vallaster; und Judith Ferstl.

What We Don’t Say.

So heißt die den Tonträger eröffnende Komposition Verena Zeiners, die am 22. September fast zeitgleich ihr Soloalbum «In Between Now And Then» veröffentlicht hat. Erschienen, wie die Compilation, bei Freifeld Tonträger, das Label wiederum ein Aspekt der weiterführenden Vereinsarbeit von Freifeld, wo Verena schon länger engagiert ist. Freifeld-Tonträger-Hausproduzent Alexander Yannilos hat die Aufnahmen der Sammlung geleitet und war mit Nina Stainer organisatorisch involviert. Freifeld unterstützt vollinhaltlich den feministischen Aspekt von Fraufeld, und trifft sich auf Ohrenhöhe mit dessen/deren künstlerischen Anspruch, auf der Homepage im Selbstverständnis als «Plattform für innovative Künstlerinnen und ihr Schaffen» mit erhöhter Wertigkeit von Komposition und Improvisation definiert.

Bevor mit dem Wort innovativ gleich wieder Scheuklappen zugehen, möchte angemerkt werden, dass selbst für einen im Grunde Rockgitarrentrottel wie den Autor die viele Musik auf «Fraufeld Vol. 1» (die potenzielle Spielzeit einer CD wird beinahe ausgeschöpft) menschigfaltige (sic!) Freuden und Offenbarungen bereithält. Ja, das ist dicht, mitunter «schwierig» zu hören, manches (mir) aufs Erste «unverständlich» (lässt mensch den Gedanken zu, dass Musik verstanden werden muss …). Aber nicht nur in dem Stück mit dem besten Titel seit langem, «Joan Jett Kicks Off Her Boots, Finishes Her Beer And Takes A Deep Breath:» (von strings&noise) wohnt Humor inne, überall ist das Wollen womöglich aller relevanten Musik zu spüren – aufrichtig zueinander und miteinander zu «sprechen», jenseits von Sprache und als Menschen gemeinsam Momente und Zeit zu durchmessen und zu erleben.

Close Enough To Exist Apart.

Das Fundament für Fraufeld legte ein Gespräch im Juni 2016 von Sara und Verena, Sara arbeitete zu der Zeit an der Uni über die Sichtbarkeit von Musikern und Musikerinnen, sowie «gender on stage», mit Fokus auf Jazz. In Kombination mit den eigenen Erfahrungen als Musikerinnen war rasch klar, das Bedarf besteht, weil, in Jazz und Klassik und Pop, Musikerinnen unterrepräsentiert sind und für junge Musikerinnen die potenziellen weiblichen Role-Models genreübergreifend immer noch überschaubar sind, das Sein lässt (noch) kein nachhaltig verändertes Bewusstsein zu. Der ursprüngliche leicht scherzhaft erwogene Name «Fraufeld» blieb «picken», und das Konzept entwickelte sich. Der Tonträger ist dabei ein Aspekt. Von wechselnden Kuratorinnen betreut könnten weitere Compilations und die Plattform sich als Referenz und Orientierungspunkt nicht zuletzt für Veranstalter_innen entwickeln, die sich nicht länger hinter dem ohnehin lächerlichen «Es gibt halt keine Frauen» verstecken wollen. Den Zugang erleichtern etwa schon auf der Homepage befindliche Videos von den Aufnahmen zu «Fraufeld Vol.1». Die zum Beispiel mir wieder einmal vor Augen führen, jenseits aller Genderfragen, wie unendlich schön es ist, Menschen beim Musikmachen zuhören und zuschauen zu können. Wie fast immer, wenn es um etwas geht, weist das Gespräch mit Sara Zlanabitnig und Verena Zeiner, weist Fraufeld als Idee und in seiner jetzt schon konkreten Ausformung weit über die 5.000 Zeichen eines Artikels hinaus, lässt sich, weil das «Faktische» (nach)erzählt werden will/muss, das Vorrangige, vieles nicht mehr unterbringen. Das ist zwar schade, aber auch ein wenig egal, weil das Allerwichtigste ist, darauf hinzuweisen, dass mit Fraufeld eine Andockstation für viele persönliche Weiterführungen und Vertiefungen geschaffen ist. Die hoffentlich heftig frequentiert und weitergetragen wird.

 

Diverse Interpretinnen: «Fraufeld Vol. 1/#001» (Freifeld Tonträger)

Livepräsentation:

Mo, 16. Oktober, 20 Uhr, Echoraum

(Reservieren empfohlen!)

www.fraufeld.at