AUGUSTIN-Verkäufer unerwartet verstorbentun & lassen

Muraz Afo Avdalyan (1955–2018)

Muraz war einer der prominentesten AUGUSTIN-Verkäufer. Er ist, wie uns seine Frau mitteilte, vor kurzem unerwartet verstorben. Prominent deshalb, weil Muraz für die jesidische Gemeinschaft in Österreich ein «Scheich» gewesen ist, also die Ansprechperson für religiöse und geistliche Fragen.Er führte Zeremonien wie die Taufe der Neugeborenen oder Hochzeiten durch, schlichtete Konflikte unter Jesid_innen und war allgemein für die Aufrechthaltung und Weitergabe des jesidischen Glaubens und der Tradition zuständig. Auf dem Foto hält er das Symbol seiner Religionsgemeinschaft in Händen: den Pfau.

Muraz Afo Avdalyan stammte aus Armenien, wohin seine Großeltern aus der heutigen Türkei vor einem Massaker geflohen sind. Doch auch in der jüngsten Geschichte konnten die Jesid_innen in ihren traditionellen Regionen im Irak und in Syrien nicht in Ruhe leben: Sie wurden und werden von den IS-Milizen verfolgt.

In Österreich musste Muraz lange auf den Asylbescheid warten, gemeinsam mit seiner Frau in einem kleinen Loch in einem Flüchtlingsheim, wie uns ein Bekannter von ihm erzählte. 2008 stieß er zum AUGUSTIN und verkaufte die Zeitung vor einem Supermarkt im 23. Bezirk.

Muraz erwartet jetzt weder Himmel noch Hölle, denn Jesid_innen glauben nämlich an die Seelenwanderung …

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