Literatur
Landleben ist nicht nur Naturidylle, sondern auch Kleinkariertheit und Zersiedelung. Auch Familie ist nicht nur Glück, sondern mitunter Verstörung. Dem Autor Dominik Barta gelingt es vortrefflich, diese Stimmungen zu vermitteln. Sein Roman Vom Land dreht sich um die plötzliche Erkrankung der Altbäuerin Theresa. Ihr ist übel, sie legt sich hin und spricht nicht mehr. Ihr Mann Erwin gerät aus dem Takt, auch die drei erwachsenen Kinder. Barta wechselt immer wieder die Perspektive, was die Empathie für die Figuren erleichtert. Er hat in das Dorf auch das Fremde platziert: Flüchtlinge werden im alten Wirtshaus vom örtlichen Kloster betreut, was die «Bewegung» auf den Plan ruft. Rührung lösen die beiden Jugendlichen aus, die sich anfreunden und im Wald ein Baumhaus bauen. Der gut erzählte Showdown gegen Ende hätte fast genügt. Doch Barta fügt noch allerhand bei: einen Suizid, ein Outing. Wenn man vom Land kommt, fühlt man sich durch diesen Debütroman jedenfalls sehr zurückversetzt.
Dominik Barta: Vom Land
Zsolnay 2020, 176 Seiten
18,50 Euro