Ausgezeichnete Top-Wertetun & lassen

ÖBB-Sicherheitsdienst gefährdet Sicherheit

Wiedermal gibt es einen Grund zur Gratulation: Die Österreichischen Bundesbahnen haben den «DiversCity»-Preis der Wirtschaftskammer Wien in der Kategorie Großunternehmen gewonnen. Für barrierefreie Reisemöglichkeiten und strategische Klugheit in dem, was man so «Diversity Management» nennt. Wir freuen uns! Weil auch wir unsere Kinderwägen und Rollstühle ungehemmt in Niederflur-Wiesels reinschippern können und die Fahrkartenautomaten, wenn sie funktionieren, das gleich in ganz vielen Sprachen tun.

Leider haben die ÖBB ihre aufgeputzten Bahnhöfe auch mit einer neuen Security-Firma ausgestattet, und das war, was man gemeinhin mit der Redewendung «ein Griff ins Klo» bezeichnet. Die Firma heißt «Mungos».Dafür können die Mitarbeiter_innen nichts. Wir haben vor nicht allzu langer Zeit berichtet, dass die am Westbahnhof tätigen Mungos gerne «Schleich‘ di, sonst zah i di auße» zu Leuten sagen, die ihnen nicht gefallen. Das hat wiederum uns nicht gefallen. Auf der Firmenwebsite kann man aber nachlesen, dass sie nicht nur «Uniformen, die schon per se AUTORITÄT vermitteln», tragen, sondern, ganz DiversCity, auch «mit innerlichen Top-Werten» ausgestattet sind.

Diese Innerlichkeiten bekamen zwei österreichische Bundesbahnfahrerinnen am Linzer Bahnhof zu spüren. Als sie im Frühling dieses Jahres nachts auf einen Zug warteten und sich dabei im Bahnhofsbereich küssten, waren die autoritätsvermittelnden Securities schon zur Stelle: Sie versuchten, die Frauen, die sie in abwertendem Tonfall als «Lesben» benannten, zuerst verbal aus dem Bahnhofsgelände zu vertreiben und ließen es sich schließlich nicht nehmen, die Rucksäcke der Reisenden mit Fußtritten zu versehen. Die Frauen schalteten die Polizei ein.

Nach einer Beschwerde bei den ÖBB wurde die Schlichtungsstelle für Eisenbahnnützer_innen hinzugezogen. Deren Einsatz bestand darin, den Mailwechsel mit der Firma Mungos an die Betroffenen weiterzuleiten. Die darin formulierten Vorwürfe gegen die Frauen wurden immer kruder und sexualisierter. Mit einer kurzen Entschuldigung inklusive der Einsicht, dass die Mungos nicht «Lesbe» sagen sollen und auch nicht auf Gepäck hintreten, ließ man die Angelegenheit schließlich auf sich beruhen.

Tja, ÖBB: Das ist nicht das erste Mal, dass jemand von den Bahnhofs-Securities bedroht und beschimpft wird. Wir wollen euch was verraten: Die teilen eure inneren Top-Werte gar nicht. Vor der nächsten Preisverleihung heißt’s: Konsequenzen ziehen.