Roman
Die Autorin Eva Geber engagiert sich seit Jahrzehnten in der feministischen Bewegung und widmete sich der Wiederentdeckung ihrer frühen Protagonistinnen. Mit ihrem Roman Hélène – Befreiung ins Irrenhaus legt sie nun ein sehr persönliches Buch vor. Sie erzählt eine etwas andere Familiengeschichte. «Meine Distanz zu meinen Eltern, zu ihren Ansichten. Meine politische Initiation durch die Affäre Borodajkewycz. Dann 68, dann die Frauenbewegung. Links-politisch feministisch. Und jetzt rannte ich einer alten Dame aus der Monarchie nach.»
Gut, dass Geber den Spuren ihrer Großmutter nachging und die Leser:innen an ihren Reflexionen sowie dem Rechercheprozess Anteil haben lässt. Diese «alte Dame» fand in den 1930er-Jahren im «Irrenhaus» ihren Ausweg. Auch die nächste Generation, ihre Mutter und die Autorin selbst, suchten den gesellschaftlichen Zwängen, den zerstörerischen Ehen und ihren gewalttätigen oder emotional beschädigten Männern zu entkommen. «Ich war ja auch verrückt. Dass es nur niemand merkt, damit ich nicht ins Irrenhaus komm. Meine Angst, entdeckt zu werden, sie dauerte von Kleinkinderzeit bis ins Jahr, als ich meine Scheidung beschloss.» Von dieser Art der Befreiung erzählt Eva Geber offen und mit Charme. Der junge Wiener Verlag marsyas hat dem Buch eine passend schöne Aufmachung gegeben.
Eva Geber: Hélène – Befreiung ins Irrenhaus
marsyas 2024
300 Seiten, 26 Euro