AutomarkenDichter Innenteil

Illustration: Carla Müller

Die Abenteuer des Herrn Hüseyin (November 2022)

Es regnet heute in der Stadt wieder. Bäume in der Stadt haben auch schon Farbe bekommen. Wenn man unter den Bäumen sein Auto parkt, klebt im Sommer der Saft des Baumes auf dem Autolack und im Herbst kleben die lästigen Blätter. Das gefällt dem Hüseyin nicht. Ihm ist es auch wichtig, sich an den Wochenenden mit seinem Auto zu beschäftigen. Der Wagen muss sehr sauber sein. Sauberer als das Auto von seinem Nachbarn. Einer der Parameter des Ankommens Hüseyins in Wien ist, dass er so ist wie seine Mitmenschen. Am Sonntag früh aufzustehen, und bevor man frühstückt, muss man das Auto geputzt haben, meint Hüseyin. Das sind die echten Anzeichen eines integrierten Menschen. Für den Autoclub und die Versicherung zahlt er die gleichen Beiträge wie alle anderen. Also ist nichts durch die Integrationsbestrebungen günstiger geworden.

In den Sommermonaten sind in seinem Dorf sehr viele Gastarbeiter aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Sie kommen meistens mit ihren schicken BMW, Mercedes und sogar VW Phaeton. Im Dorf, wenn man von A nach B fährt, sind die Autos außen schnell voller Staub. In jedes Haus wird kaltes Quellwasser von oberhalb des Dorfes geleitet. Mit Schläuchen werden jeden Tag, nachdem man ins Nachbardorf oder in die Kreisstadt gefahren ist, die europäischen Autos gewaschen. Leute aus dem Dorf werden in dieser Zeit oft für jede Kleinigkeit chauffiert. Wenn jemand Kopfschmerzen hat, oder es fehlt irgendein Lebensmittel. Die Gastarbeiter dort müssen den Dörflern zeigen, wie schnell sie auf diesen Schotterstraßen mit ihren Superschlitten unterwegs sein können. Hüseyin ist ein einziges Mal mit einem gebrauchten Mercedes in sein Dorf gefahren. Diese Fahrt hat über drei Tage gedauert, weil damals in Jugoslawien die Autobahnarbeiter einen Streik hatten und die Autobahnen gesperrt waren. Der gebrauchte Mercedes hat noch dazu sehr viele Pannen gehabt.

Manche im Dorf machen sich über bestimmte Automarken lustig, deshalb möchte man mit BMW oder Mercedes nach Hause kommen. In den siebziger Jahren waren die Favoriten Ford-Transit-Busse. Da konnte man den Kleinbus mit Geschenken für die Leute im Dorf vollkriegen, meint Hüseyin. Der Cousin von Hüseyin ist mit einem VW Phaeton dort erschienen. Hüseyin erkannte dieses Modell sofort von einem Unfall eines österreichischen Politikers in Kärnten.

Das Autowaschen hat sich überall durchgesetzt.

 

Hüseyin wünscht schöne Tage

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