An der Kassa will jeder das günstigste Ticket.
Ein junger Mann fragt die Kassiererin:
«Ab wann bin ich erwachsen?»
Die Kassiererin, seinen Ausweis betrachtend:
«Ab jetzt!»
«Einmal Wiese bitte!», sagt er stolz.
Illustration: © Karl Berger
Der Dame, die die Eintrittskarten abreißt und Kästchenschlüssel vergibt, ist ihr Traum in Erfüllung gegangen. Als Kind verbrachte sie die ganzen Ferien im Laaerbergbad. Es haben sich ein paar Sachen verändert, der Turm mit der Uhr ist weg und die Holzkästchen sind jetzt aus Metall.
Auf einem heiß begehrten Liegebett, die sonst immer vergeben sind, werde ich auf der linken Seite von einem 100-Kilo-Mann und auf der rechten Seite von einer 140-Kilo-Frau eingekeilt. Ihre Betten schmiegen sich dicht an meines.
Er reißt mit seinen fleischigen Fingern, die voller Ringe sind, eine Bierdose auf. Es zischt und er wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sie führt Selbstgespräche und löst ein Kreuzworträtsel. Beiläufig nickt sie dabei ein.
Vor mir sitzt ein sechzigjähriger Mann, schokobraun, mit Sonnenbrille und Zigarre im Mund, auf einem Plastiksessel. Sein Blick beobachtet stoisch das Gezappel im Pool. Sein Sohn hat eine sanfte, kinderliebende Ausstrahlung.
Was man so im Bad trägt, ist allen ziemlich egal oder auch nicht. Tätowierungen sind ein Muss. Vorne, hinten, oben und unten in allen Schattierungen.
Auf der schmächtigen Brust eines Sechzehnjährigen hängt noch dazu eine dicke Goldkette mit einem Kreuz.
«Ein Eis und fünf Colaflascherl, bitte.» Er reicht das Eis seiner Freundin.
In der «Kartoffelgrotte» werden hauchdünne Kartoffelchips frisch frittiert.
Die Mama liegt oben ohne auf der Pritsche, cremt sich ihre geröteten Schultern ein und schimpft auf alle und alles. Papa Vokuhila und Sohn Vokuhil verschwinden schnell ins Wellenbecken.
Eine Gruppe von Jugendlichen spielt Fangen. Verschiedene Sprachen sprudeln aus ihren Mündern. Burkinis habe ich keine gesehen, aber Mädchen mit T-Shirts über ihrem Badeanzug, sie suchen das kühle Nass.
Kinder haben sich ihre Nester gebaut und schreien von 9 bis 19.30:
«Mach an Orschler!»
Aufgefädelt am Beckenrand lernen sich Badegäste ungezwungen kennen. «Querschwimmer_innen» machen kurz an ihm halt, damit die «Längsschwimmer_innen» ihre Bahnen durchziehen können.
Die Bademeister kümmern sich um jedes Wehwehchen und trillern auf ihren Pfeifen.
Hinter mir höre ich einen Jungen Folgendes fragen:
«Gib mir dei Handynummer!», sagt er auffordernd.
Ich blicke mich um und sehe, dass er acht Jahre alt sein muss. Die Mädchen, die er anspricht, ein Zwillingspärchen, sind dreizehn Jahre alt.
Die Mädchen lachen:
«Magst eine Schokolade?»
«Nein danke.» Verstört geht er weg.
Nach einer Viertelstunde kehrt der Junge zurück und sagt zu den Zwillingen:
«Kann ich doch die Schokolade haben?»
Die Gehörlosen-Ecke versprüht dynamische «Stille».
Aus dem abgelegenen Sonnenbad kommen unauffällig bekleidete Damen und Herren. Sie schwimmen gemächlich ihre zwanzig Runden. Ab und zu sieht man eine Badehaube, wie eine Seerose, aus dem Wasser hervorblitzen.
Unter der Dusche wird das Ergebnis des Tages, die Bikinistreifen, sichtbar. Der Körper und das Haar ist mit duftendem Shampoo eingeschäumt, die Seife fließt weiß, wie auf einem Kuchen der Schlagobers, an beiden Seiten herunter.
Der Höhepunkt des Tages ist die Freigabe des Sprungturms. Das Becken wird in der Mitte abgesperrt. Die Mutigen dürfen sich aus zehn Metern hinunterstürzen. Die Menschen versammeln sich am Beckenrand und werden in die kühnen Sprünge mit eingetaucht. Das Ziel der Springer ist, so viel Menschen wie möglich nass zu machen. Auf der Poolgalerie sind die besten Plätze, es wird applaudiert.
Die Sonne ist lau und das Buch ist zu Ende gelesen.
Der Wind weht eine Brise Nass herüber.
Die Badesachen werden zusammengepackt, teils fürsorglich gefaltet, teils in die Tasche gestopft. Die Aussicht ist gegen Badeschluss besonders schön.