Pröll & Raiffeisen & eine wunderbare Wertsteigerung in Döbling
Heute: aus dem Tagesgeschäft der Giebelkreuzler und ihrer Freunde.
Den Niederösterreichern ist zu gratulieren: Im Verein mit der Raiffeisen Versicherung AG konnte Landeshauptmann Erwin Pröll beweisen, das er der geschäftstüchtigste Häuptling aller österreichischen Landescapos ist.Eine alte Weisheit erfahrener Kaufleute sagt: «Der Gewinn liegt im Einkauf.» Gemeint ist damit die simple Empfehlung, billig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Wer weiß, vielleicht war Erwin Pröll in jungen Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth bei Humbold und hat dort fleißig studiert obwohl, das kann nur eine völlig ungesicherte Vermutung sein, denn es ist keinerlei Fernseh-Werbung bekannt, bei der ein stolzer Pröll freudig berichtet: «Heute mach ich den Immobilien-Abzocker 1!» Worauf die Gattin nicht minder glücklich einwirft: »Dich hol ich locker ein, bei Humbold mach ich das Döblinger-Hausfrauen-Zertifikat Bestickter Lodenmantel mit Hut.» Nein, dies alles ist nicht bekannt.
Der Reihe nach: Im idyllisch gelegenen Bezirksgericht Döbling ist unter anderem das Grundbuch der Katastralgemeinde Oberdöbling angesiedelt. Grundbücher sprechen eine klare Sprache, täuschen nicht, verheimlichen nichts, sind öffentlich einsehbar und beinhalten in der «Urkundensammlung» sämtliche relevanten Urkunden zu einer Liegenschaft wie Kaufverträge, Belastungen etc. Dies gilt auch für die Liegenschaft Felix-Mottel-Straße 34 im 19. Bezirk. Um Missverständnisse auszuschließen: EZ 1681 der Katastralgemeinde Ober-Döbling, Haus KNr. 992, Felix-Mottel-Straße 34.
23. Jänner 1980: Der vor wenigen Wochen, am Heiligen Abend, 33 Jahre alt gewordene Erwin Pröll begibt sich gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Pröll zu Dr. Karl Krenhuber, öffentlicher Notar am Hernalser Elterleinplatz. Zweck des Besuchers ist der Abschluss eines Kaufvertrages zu oben beschriebener Liegenschaft. Pröll war damals Angestellter des Österreichischen Bauernbundes, werkte als wirtschaftspolitischer Referent und stand kurz vor der Berufung in die Niederösterreichische Landesregierung. Gattin Elisabeth, ausgebildete Kinderkrankenschwester, war als Hausfrau unterwegs. Mit Kaufvertrag vom 23. Jänner 1980 erwarb das Ehepaar eine Eigentumswohnung mit rund 151 m2 Fläche, bestehend aus sechs Zimmern, zwei Bädern, zwei WC und Terrasse. Als Draufgabe gab es noch den oberhalb der Wohnung liegenden Dachboden dazu. Als Kaufpreis wurden beim Notar mit dem Verkäufer, die Dipl.-Ing. Johann Gasz & Co GmbH, ein Architekturbüro, der Betrag von ATS 1,317.080, (das sind knappe 100.000, Euro) vereinbart. Die Raiffeisenbausparkasse finanzierte dem jungen Politaspiranten freundlicherweise den Kaufbetrag.
Auf jeden Fall ein Schnäppchen
Immobilienexperten, mit der Lage der Wohnung feinste Cottage , der Ausstattung und dem damaligen Preis konfrontiert, gratulieren dem Herrn Landeshauptmann. Sie sagen, ein gutes Geschäft für die Käufer, aber kein Geschenk, das unredlich wäre aber ein Schnäppchen auf jeden Fall, und die Immobilienexperten hätten dem Landeshauptmann und seiner Frau sicherlich in diesem Fall unter diesen Bedingungen zum Kauf geraten. Nicht bekannt ist, ob der Verkäufer in der Folge dieses Deals mit für ihn günstigen Deals mit der Raiffeisengruppe rechnen durfte. Damit sei keinesfalls angedeutet, irgendetwas an der Immobilientransaktion sei nicht rechtens gewesen, keineswegs ein gutes Geschäft halt. Und im Übrigen ist es wohl ein Naturgesetz, dass eine Hand die andere wäscht.
Fast auf den Tag genau 20 Jahre später: Am 16. Jänner 2001 wird Erwin Pröll, inzwischen bereits jahrelang Landeshauptmann, gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth wiederum beim Notar vorstellig: diesmal bei Dr. Christoph Bieber, öffentlicher Notar im 1. Bezirk in Wien. Mit von der Partie sind die Herren Doktores Johannes Hajek und Peter Eichler. Beide Herren sind Vorstandmitglieder der Raiffeisen Versicherung AG und sind willens, dem Landeshauptmann und seiner Frau namens der Raiffeisen Versicherung AG die Eigentumswohnung in der Felix-Mottel-Straße abzukaufen. Außer Zweifel steht, dass ein Objekt wie eine Eigentumswohnung in einer Lage wie der beschriebenen in Döbling über die Jahre an Wert gewinnt. Bekanntlich ist Wohnen eine Ware wie anderes auch, und die Bananen waren vor 20 Jahren auch billiger. Bloß stellt sich die Frage, wie stark der Wert steigt, wenn der Verkäufer Erwin Pröll und der Käufer die Raiffeisen Versicherung AG ist. Klar, die beiden Raiffeisenhäuptlinge würden nie und nimmer dem ÖVP-Landeshauptmann für die Wohnung einen überhöhten Preis bezahlen, denn das wäre eine glatte Veruntreuung zum Schaden der Raiffeisen Versicherung AG und würde bei der so korrekt arbeitenden Justiz für alle Beteiligten im Kriminal enden.
Verkäufer und Käufer einigen sich auf einen Kaufpreis von ATS 6,100.000,. Also um ATS 1,317.080, eingekauft, 20 Jahre später um ATS 6,100.000, verkauft. Gratulation, Herr Landeshauptmann! Immobilienexperten weisen darauf hin, dass die explosionsartige Wertsteigerung von Immobilien in Toplagen erst nach dem Jahr 2001 einsetzte, und stellen die Frage, ob dieser für den Verkäufer günstige Verkaufserlös auf glückliche Fügung, auf Gottes Hilfe oder schlicht auf den Umstand zurückzuführen sei, dass der Verkäufer Erwin und Elisabeth Pröll und der Käufer die Raiffeisen Versicherung AG ist.
Und die Niederösterreicher sind happy, weil der Häuptling so geschäftstüchtig ist.