Wiener Immobilienfirma «hilft» Berlin zu gentrifizieren
«Bantelmann» ist ein typisch Berliner Kiezladen, Adresse: Wrangelstraße 86. In den zwei kleinen Ladenlokalen kann man fast alles kaufen, Dinge, die man braucht (Wäscheschnur, Batterien), und solche, die man keinesfalls braucht (Leuchtdekoration, Handytasche mit Eiffelturm).
Foto: Lisa Bolyos
Außerdem kann man bei Alexandra und Mesut, die das Geschäft heute betreiben (Herr Bantelmann, der vor rund 36 Jahren eröffnet hatte, hat vor eineinhalb Jahrzehnten an Alexandra übergeben), Schlüssel deponieren, die die kleine Schwester später abholen wird, oder (wenn man schlecht auf den Beinen ist) auch Waren bestellen, die es nur irgendwo außerhalb von Berlin gibt, «das besorgen wir alles für den Originalpreis, mit Etikett und Quittung», sagt Mesut, weil: «Nachbarschaftshilfe wird hier ganz groß geschrieben.» Nachbarschaftshilfe brauchten Mesut und Alexandra auch, als Ende 2016 die Kündigung ins Haus flatterte. Die Besitzerin, eine Wiener Immobilienfirma namens «S Immo AG», hatte genug von niedriger Miete. «Man wollte, dass wir halt einfach rausgehen», erzählt Mesut unaufgeregt: «Wir haben erst telefonisch und dann schriftlich angefragt, aber die Kündigung wurde bestätigt. Dann haben wir uns anderweitig bemüht, mit Kundgebungen. Und dann hat’s komischerweise doch noch geklappt.» Geholfen hat die Initiative «Bizim Kiez», die die Nachbar_innen zum Protest bewegte – und mit einer Plakataktion in der ganzen Straße diejenigen benannte, die für die Kündigung zuständig waren: Hausverwaltung und Immobilienfirma. «Hallöchen, mein Name ist Friedrich Wachernig. Ich vernichte gerade die Existenz einer Familie», stand da wenig subtil. Der Deal ist nun, dass das zweigeteilte Bantelmann-Geschäft zu einem Teil zurückgegeben wird, für den anderen Teil wurde der Mietvertrag (allerdings zur vollen Miete, die bisher für beide Geschäfte galt) für weitere drei Jahre bestätigt.