«Beeindruckend!»Artistin

Ein Stück über die Liebe zum Führer

«Der Weltmeister» von Herbert Achternbusch in der Bearbeitung des 11% K. Theaters hatte am 18. März Premiere im Wiener Theaterlabor. Publikum und Schauspieler_innen erzählen von ihren Eindrücken.

Foto: Alexander Fortunat

Wir Mitglieder der Theater-Gruppe versuchen Jahr für Jahr aktuelle Themen in einem Stück zu verarbeiten. Heuer fiel die Wahl auf «Der Weltmeister» von Herbert Achternbusch. Damit können wir in unserem Spiel Kritik an nationalistischen Parolen anbringen und aufzeigen, dass dieses Gedankengut immer noch in vielen Menschen verankert ist. Auch kritisieren wir die Kritik an der arabischen Welt. Aufgrund dieser brisanten Thematiken gingen wir sehr vorsichtig mit «dem Zumutbaren» um, viele Recherchen und Textstreichungen waren notwendig. Wir waren gespannt, wie das Publikum den Stoff aufnimmt. Spannend war, dass man in den kleinen Räumlichkeiten des Theaterlabors sehr nahe an den Zuseher_innen agiert, daher waren die Reaktionen nicht nur spürbar, sondern man konnte sie auch direkt beobachten. Es war ein wunderbares Gefühl, während unseres Auftritts hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen gehört. Nach unserer Darbietung gab es, wie wir es erwartet hatten, viele Diskussionen.

Die Akteur_innen des 11% K. Theaters


Für jemanden, der nicht regelmäßig ins Theater geht und sich mit der deutschen Gegenwartsliteratur beschäftigt, ist Herbert Achternbuschs Stück «Der Weltmeister» schon eine Herausforderung. Hitler in der Hauptrolle, gespielt von Rudi Lehner, erhält durch die besondere Inszenierung noch zusätzliche Dramatik: Ein während der ganzen Aufführung hinter einem Vorhang stehender »Geist von Hitler» schmettert seine Propaganda mit blecherner Lautsprecherstimme in das Publikum. Gerade wenn man meint, es wird ein wenig komisch, ja, fast schon lustig, hämmert der Hitler-Geist, verkörpert durch den genialen Andreas Hennefeld, einem die brutale Realität des Nazi-Regimes wieder entgegen: Es geht um die Vernichtung von Juden, von anderen «unerwünschten» Menschen, und die Vertreibung von Arabern und Muslimen. Man ist beim Zusehen oft versucht, Parallelen zur Gegenwart herzustellen. Zusammenfassend kann man sagen: ein gelungener Abend, doch wer sich «leichte Kost» erhofft, der könnte enttäuscht werden.

Alexander Fortunat

Fantastisch! Danke für diesen beeindruckenden Abend. Ich bin 85 Jahre alt, und da ich während des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen bin, habe ich dieses Regime persönlich miterlebt. Damals schon waren die Reaktionen gespalten, und es gab in der unmittelbaren Nachbarschaft jede Menge Menschen, die den Führer verehrt haben. Weil ich bereits zu dieser Zeit diese Parolen voll Sorge wahrgenommen habe, begrüße ich euren Mut, endlich auch den gebrechlichen und feigen Diktator zu zeigen.

Walter H.

Mir fehlen noch etwas die Worte, diese Thematik macht schon ziemlich sprachlos, wahrscheinlich auch wegen der beängstigenden Aktualität. Ich war heute zum ersten Mal bei einer Aufführung eurer Theatergruppe, hatte also keine besonderen Erwartungen. Obwohl ich ursprünglich in lustiger Runde meinen 60. Geburtstag feiern wollte, freue ich mich über meine Entscheidung, hier hergekommen zu sein. Gratulation, es war eine sehr realistische Darstellung.

Herta S.

Na ja, eh gut gespielt. Aber warum spielt ihr nur noch so ernste Stücke in letzter Zeit? Früher konnte ich herzhaft lachen, wenn ich Vorstellungen von euch gesehen habe, und das ist es eigentlich, was ich will, wenn ich ins Theater gehe. Spielt ihr wieder einmal etwas Lustiges?

Nicole D.

Beeindruckend! Natürlich habe ich die Zeit damals nicht persönlich miterlebt. Allerdings habt ihr in sehr realistischer Weise das heutige Stimmungsbild in der Bevölkerung aufgezeigt. Ich bin in der Filmbranche tätig und realisiere auch viele Sozialprojekte. Sehr gerne würde ich einmal mit euch zusammenarbeiten.

Thomas K.

 

Weitere Aufführungstermine:

19. April, 19.30 Uhr,

Werkl im Goethehof,

22., Schüttaustraße 1

6. Mai, 19.30 Uhr,

Amerlinghaus,

7., Stiftgasse 8

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