Bei den NormalenArtistin

Roman

«Lars, der sich vor zehn Monaten albernerweise für den Zivildienst in der Psychiatrischen Anstalt am Stadtrand von Linderstedt gemeldet hatte, betrat die Beschäftigungsstätte pünktlich um halb acht.» Und wir mit ihm. Lars unterbricht die Schule, in der er sich nicht wohlfühlt, um ein paar Monate eigenständig zu sein und weg von zu Hause, wo die Mutter ist, die mit sich selbst nicht zurande kommt und zu ihrem Sohn kein respektvolles, kein gewaltfreies Verhältnis findet. Hier in Linderstedt, wo die einen auf ihren Posten sitzen und die anderen ihre Zeit absitzen, kann Lars einen Platz für sich finden, der irgendwie passt, ein bisschen wie ein Schuh, der zwar nicht gemütlich ist, aber immerhin ist es ein Schuh. Und Lars findet Hedwig/Hanna, deren Energie ihn erst mitreißt und dann notgedrungen umhaut. Wer von Lechners Protagonist_innen auf dem Irrweg ist, und wer irre ist, und ob überhaupt irgendwer normal ist, und was normal ist, diese Entscheidung bleibt Ihnen überlassen – wenn Sie sich nach Linderstedt wagen.

Martin Lechner: Der Irrweg
Residenz 2021, 272 Seiten, 24 Euro

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