Sachbuch: Oliver Scheibers «letzter Aufruf» an die Sozialdemokratie
Aus der Zeit gefallenes Mittelmaß. Überheblich, behäbig, unglaubwürdig. Und ihre Kinder schicken sie in die Privatschule. So hart ist der Tobak, den der Jurist und Menschenrechtsaktivist Oliver Scheiber für die Sozis über hat. Nicht, um der Partei, die ohnehin am Abgrund umhermäandert, noch den finalen Fußtritt zu verpassen – sondern um laut zu rufen: Hör endlich auf, dich selbst abzuschaffen. In seinem simpel, schön und tiefrot designten Pamphlet «Sozialdemokratie: Letzter Aufruf!» formuliert Scheiber zehn zynische Vorschläge, wie die SPÖ vorgehen muss, um sich den Rest zu geben – und zehn kritische und wohlmeinende, wie sie sich von Grund auf darappeln könnte: kein Anbandeln mit rechten Ideen; Entflechtung von Sozialdemokratie und Unternehmertum; zur Stammklientel stehen: Minderheiten, Ausgegrenzte, Armutsgefährdete, ganz normale Leuten; Mut zum Sozialstaat und zum Feminismus; und Mut zur Kommunikation nach außen. Eigentlich hätte die Sozialdemokratie sich dieses Lehrbuch selber schreiben können. Aber kein Wunder, erlaubt dieser in die Schwerfälligkeit vernarrte Apparat die Produktion solch kritischer Betrachtungen nicht. Darum: Scheiber lesen. Und weil er durchaus nicht nur ein How-to für die SPÖ verfasst hat, sondern sich mit seinen Wünschen nach demokratischem und solidarischem Streben an alle wendet, die derlei Träume wagen, ist das kleine Büchlein eine Empfehlung für jede Hosentasche.
Oliver Scheiber:
Sozialdemokratie: Letzter Aufruf! Der Weg in den Tod/Der Weg zur Auferstehung
Wien 2019, Bestellung: aufruf@gmx.at