«Das Technokratische darf das Poetische nicht in einer dekorativen Ecke unserer Zeit verorten. / Und das Poetische kann nicht einfach dastehen, die Hand aufhalten und hoffen, dass einer hersieht.» Das schreibt Autorin Jagoda Marinić in einem Beitrag vom 1. August 2018 auf dem Blog Nazis & Goldmund.Ihr Text «Am Widerspruch zerbrechen» beschäftigt sich mit Angst als politische und menschliche Kategorie und der Rolle von Kunst und Poesie dabei. Welche Rolle Poesie und das geschriebene Wort im «Widerstand» gegen rechte und rechtsextreme Tendenzen spielen können, ist der Kern der literarischen Aufgabe von Nazis & Goldmund: Ein «vielköpfiges poetologisches Monstrum, das die Entwicklungen und Aktionen der Europäischen Rechten und ihrer internationalen Allianzen kritisch beobachtet, deren Erzähl- und Interventionsstrategien untersucht und attackiert», so die Selbstbeschreibung der Gruppe, die von den jungen Dramatiker_innen und Schriftsteller_innen Gerhild Steinbuch, Sandra Gugić, Thomas Köck und Thomas Arzt gegründet wurde. Seit 2016 schreiben sie auf dem Blog gegen Rechts an. In den eigenen Worten, dort zu lesen: «Gegen die Vereinnahmung der Räume durch nationalistische Gedanken. Gegen den Verlust von Möglichkeiten durch den Aufbau von Zäunen. Gegen die Spaltung von Gesellschaften durch Kapital und Rassismus. Gegen geschichtsblinde Burschen und ihr Testosteron. Gegen Allianzen der Vereinfachung und das Ausblenden eines Zusammenhangs. Gegen demokratischen Verfall. Gegen die Verschiebung Europas, nach rechts.» Jede Woche geht ein Beitrag online, den eine_r von ihnen oder ein_e Gastautor_in verfasst hat. Poetisch-politisches Handeln mit Worten. Pamphletartiges, Erzählungen, Berichte, Poesie – aber die Genres sind durchlässig. Ein «Monstrum» eben, das die staunende Leser_in mit seinem literarischen Füllhorn attackiert. Und mindestens so viele Köpfe wie die Hydra hat, die das (sprachliche) Bild des blog-eigenen Hydra-Manifests abgibt: «Hydra sagt, zweitens: Der groß angelegte Versuch, ambivalenzfrei zu werden, ist gescheitert, liebes rechtes Pack. rotfl!»