Bilderverbot 2.0tun & lassen

Stylish sieht die Frau aus: dunkle Haut, grüner Hijab, grüne Kapuzenjacke, grüne Brille, Handy zwischen Kopftuch und Ohr geklemmt.

Was an diesem Bild anstößig sein soll, erschließt sich nicht. Auch nicht nach Lektüre der AGBs auf Instagram. Denn die Fotoplattform war es, die dieses Bild von einem privaten Account wieder runternahm. Einzige Begründung: Verletzung der Community-Standards. Welche Fotos bleiben dürfen und welche nicht, entscheidet Instagram nämlich selbst.

Die Künstlerinnen Arvida Byström und Molly Soda nutzen die sozialen Medien im Internet als Teil ihrer feministisch-künstlerischen Praxis. Mit dem Hinweis «We removed your post because it doesn’t follow our Community Guidelines» wurden sie schon oft konfrontiert. So entstand die Idee, einen Open Call für zensierte Instagram-Bilder zu veranstalten und die Fotos, die ihnen geschickt wurden, in einem Buch zu veröffentlichen. «Pics or It Didn’t Happen» heißt der Bildband, quadratisch gestaltet wie die Fotos auf Instagram, mit einem Cover, das in seiner Kitschigkeit über den Inhalt hinwegtäuscht. Denn der ist sehens- und lesenswert, mit Vorworten verschiedener Autorinnen über Zensur und Körperlichkeit. Was auffällt: Hauptsächlich Frauen haben Bilder geschickt. Die meisten davon sind weiße, schlanke, nicht-behinderte Cis-Frauen. Dies zeige, wer sich überhaupt sicher genug fühle, sich im Netz zur Schau zu stellen, mutmaßen Soda und Byström, was eventuell gesellschaftliche Hegemonien und Rassismus wiederspiegle. Viele Künstler_innen, aber auch «Normalos» sind in dem Bildband vertreten. Zähe Flüssigkeiten zwischen Händen: zensiert! Unrasierte Bikinizonen: zensiert! Nacktheit sowieso, aber nicht immer. Die Richtlinien sind nicht eindeutig genug, um zu verstehen, was wann warum nicht ok ist. Das Buch aber lässt den Schluss zu, dass es vor allem Frauenkörper sind, die zu haarig, zu menstruationsblutig, zu nackt, oder anscheinend auch zu angezogen sind. Welch Überraschung.


Arvida Byström, Molly Soda (Hg):

Pics or It Didn’t Happen. Images Banned from Instagram

in englischer Sprache

Prestel 2017, 300 Seiten, 19,95 Euro

 

AUGUSTIN auf Instagram: augustin.boulevardzeitung

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