Kommentar: Imoan Kinshasa, Fotos: Marisel Orellana Bongola
In den letzten Tagen hat Wien seine Solidarität für die Anliegen Schwarzer Menschen gezeigt. Es ist überwältigend, wahrgenommen und gehört zu werden. Und wer genau aufgepasst hat, wird nun wissen, dass zuhören das Einzige ist, was weiße Menschen in nächster Zeit tun sollten.
Seit Jahren erzählen, schreiben und singen wir von dem, was wir täglich erleben. Das sollte nicht nur dann relevant sein, wenn eine Person ihr Leben lässt. Schwarze Menschen sollen sich diese Aufmerksamkeit nicht durch Tote und Verletzte erkämpfen müssen. Wir sollten ständig einen Dialog darüber führen, was wir tun können, um das Leben für alle in Österreich lebenden Menschen lebenswert zu machen.
Es ist die alltägliche Feindlichkeit, der wir ständig in dieser Gesellschaft gegenüberstehen, die uns mürbe und krank macht. Es sind Menschen, die sich weigern, Worte aus ihrem Wortschatz zu streichen, weil man das ja immer schon so gesagt hat. Oder jene, die partout nicht akzeptieren wollen, dass sie sich und ihre Ansichten stark reflektieren müssen. Es sind Lehrer_innen, Verkäufer_innen, Mediziner_innen, Vorgesetzte, Teammitglieder, Klassenkolleg_innen, Erzieher_innen, Eltern der Freund_innen, die uns das Leben zur Hölle machen.
Die nächste Zeit sollten alle, die nicht selbst von diesen Erfahrungen betroffen sind, zum Zuhören nutzen. Und dazu, sich selbst und andere zur Verantwortung zu ziehen, wann immer es notwendig ist. Lasst die Demonstrationen den Beginn einer neuen Zeit markieren. Die Zeit, in der weiße Menschen kollektiv beschließen, aktiv anti-rassistisch zu sein. Lasst es den Beginn der Zeit sein, in der Ignoranz und rassistisches Handeln verpönt und verachtet wird. Lasst uns den Rassismus ausrotten.
Imoan Kinshasa ist Aktivistin und Journalistin und hat die Black-Lives-Matter-Demonstration am 5. Juni vor der US-Botschaft in Wien organisiert.