Boden kann durch nichts ersetzt werdenvorstadt

Im Architekturzentrum Wien wird Boden für Alle gezeigt und gefordert

Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass sich in Österreich auch noch etwas in Sachen Bodenpolitik bewegen könnte – in Richtung Gemeinwohl. Die beiden Kuratorinnen Karoline Mayer und Katharina Ritter gestalteten mit Boden für Alle im Architekturzentrum Wien (Az W) eine explizit politische Ausstellung. Sie richtet sich in erster Linie nicht an Entscheidungsträger_innen, sondern an die Wähler_innen, damit diese sanften Druck auf die Volksvertreter_innen ausüben können. Dafür ist es auch höchste Eisenbahn, denn der Umgang mit der nicht vermehrbaren «Ware» Boden ist hierzulande – in einem negativen Sinne – bemerkenswert: Angefangen von der Spitzenleistung bei der Bodenversiegelung über kreative Umwidmungen von Grün- in Bauland bis hin zur Hortung von nicht bebautem Bauland.
In acht Kapitel ist diese Ausstellung unterteilt, die die «abstrakten Zusammenhänge greifbar machen sollen», um hier die Worte der Az-W-Direktorin Angelika Fitz anlässlich ihrer Eröffnungsrede zu verwenden. Ja, die Zusammenhänge sind für Lai_innen nicht einfach darstellbar. Trotz offensichtlich großer Ambitionen der Ausstellungsmacher_innen bleibt bei dem einen oder anderen (Unter-)Kapitel ein kleines Fragezeichen nach der «Lektüre» stehen, was auch der etwas beengenden Ausstellungsarchitektur geschuldet ist. In Ruhe und Abgeschirmtheit den begleitenden Katalog zu studieren, wäre eine Alternative zum Besuch.
Wer hingeht, wird auch mit Vorzeigebeispielen, wie es im Sinne des Gemeinwohls besser gehen könnte, belohnt, denn die beiden Kuratorinnen möchten keinesfalls «lauter frustrierte Besucher_innen nach Hause schicken». Es gilt, viel verlorenen Boden wiedergutzumachen und eine neue Debatte der Bodenverteilung und -nutzung zu entfachen. Einen Anschub dafür leistet die Ausstellung Boden für Alle auf alle Fälle.

Bis 3. Mai, täglich 11–19 Uhr
azw.at

Foto: Foto Johann Jaritz, Collage: Christina Kirchmair