Böses Spiel um die zukünftige MachtArtistin

Hamakom Wien, Herbst der Untertanen, Szenenbilder

Aus der KulturPASSage

Das Hamakom-Theater gehört immer mehr zu meinen Lieblingsbühnen der Stadt. Vor drei Jahren durften ein paar Mitglieder der Augustin-Theatergruppe als Statist_innen mitwirken, unsere aktuelle Produktion werden wir voraussichtlich auch dort zur Aufführung bringen, natürlich abhängig vom Verlauf der Pandemie.
Wegen Covid musste auch die Premiere von Herbst der Untertanen verschoben werden, beim Neutermin konnte Regisseur Michael Gruner nicht mehr dabei sein, er verstarb im Oktober 2021.
Ich habe es sehr genossen, endlich wieder einmal ein Theaterstück live vor Ort sehen zu können. Ein eher schlichtes Bühnenbild hat eine herrschaftliche Villa glaubwürdig wiedergegeben, sicher verstärkt durch die Galerie in den alten Gemäuern des Nestroyhofes. Dort wird dem Publikum eine sehr ernste, schwer verdauliche Handlung vorgesetzt. Während der Krieg wütet – man hört ständig Feuergefechte von draußen – haben die «Ratten», also die Herrschaft, das sinkende Schiff schon verlassen. Drei Dienstbotinnen sind noch geblieben, drei ganz verschiedene Charaktere, die an ihre Zukunft denken und an einer «Neuordnung» arbeiten. Ganz anders als in amerikanischen Filmen, wo Zusammenhalt und Patriotismus vorgegaukelt werden, erfährt man in dieser Inszenierung vieles über Herkunft und die damit verbundenen Einzelschicksale. Schonungslos werfen sich die drei Frauen Geschehenes vor, in ihrem bösen Spiel trifft jede von ihnen Vorbereitungen, um in Zukunft zur Oberschicht zu gehören. Tonia Fechter und Katharina Schumacher haben in ihren Rollen sehr überzeugt, besonders beeindruckt war ich allerdings von Christine Dorner als kämpferische, manipulative Haushälterin.

bis 11. Februar
Theater Nestroyhof / Hamakom
2., Nestroyplatz 1
www.hamakom.at

Foto: © Marcel Köhler

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