Botschaften auf Häusernvorstadt

Ein Buch zur Geschichte und Ästhetik der Außenwerbung in Wien

Es ist kaum noch zu lesen: «Moderne Wohnkultur Franz Zand» steht auf der Feuermauer des Hauses Brünner Straße 116 in Floridsdorf geschrieben.

Foto: Daniel Gerersdorfer (gefunden in der Kreuzgasse, 1180 Wien)

Noch verblasster ist das Wort «Melkmaschinen» über einem ehemaligen Geschäftslokal in der Zeilergasse in Hernals, und auf dem Schornstein am Mittersteig im fünften Bezirk lässt sich lediglich erahnen, dass dieser backsteinerne Turmbau in früheren Zeiten auch als Träger einer kommerziellen Botschaft herhalten musste. Man spricht bei diesen Überresten der Außenwerbung von «Ghostletters», und diesen ging in Wien der Grafiker Tom Koch mit den beiden Fotografen Daniel Gerersdorfer und Stephan Doleschal nach. Ihre Erkundungen mündeten im Buch «Ghostletters Vienna».

Der Herausgeber Koch zeigt darin den Facettenreichtum, den Außenwerbung aufweisen kann bzw. konnte, angefangen von Malereien über plastische Buchstaben bis hin zur Neonreklame. Der Bildband wird ergänzt durch knappe, aber hinreichende Einführungstexte zum Thema, erklärt Fallbeispiele und lässt zwei ehemalige Doyens der Zunft zu Wort kommen. Ehemalige, weil diese Handwerkskunst der Wandmalerei und des plastischen «Buchstabenbaus» zumindest in Wien ausgestorben ist. Den Todesstoß setzte wenig überraschend der Foliendruck.

Um die gemalten Werbungen ist natürlich schade, aber wenn man sich den Neonreklame-Hype der 1960er-Jahre vors geistige Auge führt, darf man bezweifeln, ob früher alles schöner gewesen sei.

Fein gestaltetes Buch zu einem scheinbar marginalen Stadtthema.

Tom Koch (Hg.)

Ghostletters Vienna

Falter Verlag, Wien 2016

160 Seiten, € 29,90

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