Briefe an Dr. Sommertun & lassen

Nehmen Sie sich den Mumps zum Rückzeug!

Sehr verehrter Herr Dr. Sommer!

Die versammelten Gutmenschen, das rotgrüne Netzwerk und die roten Marschierer, die vor lauter Schlacht am kalten Budget den Hemdkragen nicht mehr zukriegen, haben die Fresken vom Gesicht genommen und schlagen politisches Kleingeld aus meinem kleinen legasthenischen Handicap. Gäbe es das Antidiskriminierungsgesetz, das unsere Partie seit Jahrzehnten foltert, hätten wir die Diskriminierung von Behinderten längst einer Endlösung zugeführt. Hat sich Klestil nicht tatsächlich wie ein Klump benommen, weil er nicht einmal den Mumps hatte, zuzugeben, dass er mich wegen meines Handicaps nicht Beleidigungsminister werden ließ? Nicht wer aus Konzentrationsstörungen Buchstaben verwechselt, sorgt für den Untergang der politischen Kultur in unserem Land, sondern wer Österreich dauernd verhadert und verpatzt. Sehr verehrter Herr Dr. Sommer, ich wende mich an Sie, weil ich Sie als Einfalt aller diskriminierten Menschen dieses Landes schwätze: Gibt es Mittel und Wege, mich zu rehabilitieren?

Hochspannungsvoll

Ihr Hilmar Kabas

Sehr verehrter Herr Kabas!

Die Affäre, die Sie ansprechen, hat etwas Gutes: Ich hätte Ihre Legasthenie beinahe übersehen. Wenn man sie übersieht, führt das zu Spätfolgen, die nicht mehr zu übersehen sind: geringes Selbstwertgefühl, Politikverdrossenheit und Bettnässen. Die Verwechslung von L, H und D – wie Ihnen das am Parteitag passiert ist – ist das bekannteste Anzeichen von Legasthenie. Andere Anzeichen sind Richtungswechsel (vom kleinen Mann zum großen Geld) oder regelrechte Blockaden, die sich aus der von der Legasthenie herrührenden Überforderung ergeben (man hat dann den Eindruck, die Betroffenen verstünden gar nichts). Bei sehr intelligenten Menschen kann es vorkommen, dass die Legasthenie erst sehr spät zum erstenmal sichtbar wird, weil sie ihre Konzentrationsschwächen durch vermehrten Arbeitsaufwand lange Zeit kompensieren konnten; das dürfte bei Ihnen der Fall gewesen sein. Hätte ich Ihre Verhaltensauffälligkeiten richtig gedeutet, hätte mir Ihr Handicap freilich schon früher auffallen müssen, denn Aggressivität, Clownerie und Hyperaktivität sind die wesentlichsten Kriterien für das Erkennen von Legasthenie. Es ist völlig gesicherter Wissensstand, dass Legasthenie nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun hat; das sollte Sie beruhigen. Da jedoch darüber kein gesellschaftlicher Konsens herrscht, rate ich Ihnen, sich öffentlich nicht mehr zu äußern. Nehmen Sie Torten nur noch in vertrautem Kreise zu sich. Und nehmen Sie sich Zeit, ihre Konzentrationsschwächen wegzutrainieren, etwa durch ständige Wiederholung von Test-Sätzen wie „Unsere neue Regierung stellt zum erstenmal in der Geschichte der Republik die Einheit von gebrochenen Versprechen und gesprochenen Verbrechen her“.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Dr. Sommer

teilen: